Wie Urban Gardening Städte verändern kann
NABU organisierte Fachtagung zum Thema "Stadtgärtnern"
Urban Gardening-Projekte bieten für Städte und Kommunen viele Chancen und Vorteile. Diese hat der NABU Mecklenburg-Vorpommern mit verschiedenen Akteuren im Rahmen der Fachtagung "Stadtgärtnern - Wie Urban Gardening Städte verändern kann" am 30. September in Schwerin näher beleuchtet und erörtert.
Dabei wurde das Thema vielseitig beleuchtet. Was bewegt einzelne Akteure zu ihrem Engagement? Wie kann dieses unterstützt und gefördert werden? Welche Flächen eignen sich für solche Projekte und welchen Nutzen können Städte und Kommunen daraus ziehen?
Journalist und Buchautor Martin Rasper, der in München selbst im Vorstand der Urban Gardening-Initiative "O`zapft is" wirkt, sprach in seinem Einführungsvortrag über die Bedeutung von Gärten in der Stadt und über die Entwicklung verschiedener Urban Gardening Projekte. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Stadtgärtnern mittlerweile weit mehr als ein Trend sei und zunehmend Bestandteil des täglichen Lebens in urbanen Räumen werde.
Anschließend stellten verschiedene Urban Gardening-Initiativen ihre Projekte und deren unterschiedliche Ansätze vor. Rita Klammer berichtete vom Werdegang ihrer "Bonanza", einer ehemaligen Industriefläche, die sie zusammen mit ihrem Mann gekauft hat und seit einigen Jahren zu einem insektenfreundlichen Naturgarten entwickelt. Die Imkerin hob die Relevanz von bestäuberfreundlichen Blühpflanzen für die Versorgung heimischer Wildbienen hervor und beendete ihre Ausführungen mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für den Schutz der Bienen. Dieses Thema wurde später noch einmal von Cornelis Hemmer von der Stiftung für Mensch und Umwelt aufgegriffen. Er stellte die Initiative "Deutschland summt" vor und sprach über die Möglichkeiten von Urban Gardening zur Erhöhung der Biodiversität.
Anschließend gaben Alexander Mayer und Michaela Petrich vom Gartendeck Hamburg einen Einblick in ihr Projekt auf ca. 1.100 Quadratmeter Dachfläche in St. Pauli. Während das Projekt wie viele andere Urban Gardening Initiativen von Anfang an als temporäre Fläche vorgesehen war, setzen sich beide zusammen mit ihrem Verein nun für eine dauerhafte Lösung ein. Sie plädieren vor allem an politische Entscheider, Urban-Gardening als weit mehr anzusehen als eine temporäre Zwischennutzung von Brachflächen.
Was können Städte und Kommunen tun?
Wie Urban Gardening im Rahmen von Stadtumbau-Projekten umgesetzt werden kann, zeigten Reinhard Huß vom Amt für Stadtentwicklung und die Landschaftsarchitektin Petra Buschmann bei der Vorstellung verschiedener Gartenprojekte in Schwerin. So entstanden in den letzten Jahren vermehrt Brachflächen durch den Rückbau von Plattenbauten, die es nun wiederzubeleben gilt. Hier liegt der Fokus vor allem darauf, zusammen mit Anwohnern ein lebenswertes Umfeld mit Begegnungs- und Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen.
In einer anschließenden Diskussion wurde vor allem darüber gesprochen, was Städte und Kommunen für den Erhalt innerstädtischer Diversität, etwa durch Anlegen passender Grünflächen etc., tun können. Hier zeigten sich die entsprechenden Vertreter sehr interessiert und engagiert auf der Suche nach passenden Ansätzen für ihr städtisches Umfeld.
Die Vorteile von Urban Gardening Projekten wurde während der Tagung deutlich. So entsteht durch diese Projekte eine Identifikation mit der Stadt bzw. dem Stadtteil, Brachflächen werden begrünt und gepflegt, es entstehen sogenannte „Grüne Klassenzimmer“ und Naturerfahrungsräume für Kinder und Erwachsene. Außerdem findet dadurch eine Sensibilisierung für nachhaltige Raum- und Landnutzung statt und es bieten sich Möglichkeiten zur Integration sozial Benachteiligter oder anderer Kulturkreise, etwa in interkulturellen Gärten.
Die anschließende Exkursion in den Schweriner Kulturgarten rundete die Tagung mit Fachvorträgen am Vormittag ab. Der Verein bewirtschaftet den ehemaligen Zentralschulgarten der Landeshauptstadt mit dem Ziel, dadurch mehrere Familien ausreichend mit Obst und Gemüse versorgen zu können. Während des Rundgangs berichteten Katharina Bergmann-Weu und Dr. Heike Stegmann über die Zusammenarbeit im Verein und die praktische Umsetzung des Projekts mit den verschiedenen Akteuren.
Den Abschluss des Tagungsprogramms bildete am Abend eine öffentliche Lesung mit Autorengespräch von und mit Martin Rasper zu seinem Buch "Vom Gärtnern in der Stadt - Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt". Dabei berichtete der Journalist von seinen Recherchen bei den verschiedenen Urban Gardening Projekten sowie seiner persönlichen Wahrnehmung des Themas. Auch hier folgten angeregte Gespräche und der Wunsch, ein solche Veranstaltung in Zukunft regelmäßig stattfinden zu lassen.
Der NABU bedankt sich beim Hof Medewege und bei der Fachbuchhandlung Baerens&Fuss in Schwerin für die Bereitstellung der Räumlichkeiten, sowie bei der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und dem Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Mecklenburg-Vorpommern für die finanzielle Unterstützung.
Die Tagung wurde im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekts "Leben am Limit" organisiert, das von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) gefördert wird.
Beitrag zuletzt geändert am 4. November 2014.
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