Spatzen sind Spitze
Haus- und Feldsperling sind die häufigsten Wintervögel in MV


24. Januar 2014 – Bei der diesjährigen Wintervogelzählung meldeten bundesweit über 72.000 Naturinteressierte dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern ihre Beobachtungen. Dabei wurden am Aktionswochenende Anfang des Jahres mehr als 1,9 Millionen Vögel erfasst. Der Haussperling steht demnach bundesweit vor Kohlmeise und Feldsperling auf dem 1. Platz.
In Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich über 2.000 Vogelbegeisterte an den Erfassungen und meldeten fast 70.000 Vögel. Auch hier teilen sich dieselben drei Arten wie bundesweit die Plätze auf dem „Sieger-Treppchen“. Allerdings belegen Feldsperlinge hinter dem Hausspatz den 2. Platz, während die Kohlmeise im Vergleich zum Vorjahr auf den dritten Platz abfiel. Trotz dieses Rückgangs in absoluten Zahlen wurden Kohlmeisen in über 92 Prozent der Gärten gezählt. Damit bleiben sie die am weitesten verbreitete Vogelart in den Gärten Mecklenburg-Vorpommerns.
Die Häufigkeit der „Spatzen“, also des Haus- und des Feldsperlings deckt sich hingegen nur vordergründig mit den bundesweiten Ergebnissen. Schließlich kamen bundesweit nur noch in knapp über der Hälfte der Gärten Haussperlinge vor. In Mecklenburg-Vorpommern waren Hausspatzen dagegen in 77 Prozent der Zählgebiete vorhanden. Auch der Feldsperling ist bei uns häufiger anzutreffen als im Bundesvergleich (in MV in 57 Prozent, bundesweit in 38 Prozent der Gärten). "Je steriler und naturferner die Gärten gestaltet sind, desto schlechter ist dies für die beiden Spatzenarten und viele weitere Singvögel", erklärt Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern.
Auf den vierten Rang kam der Grünfink, gefolgt von der Blaumeise. Hier galt: Ein Grünfink kommt selten allein. "Gerade an Futterstellen kann man Trupps dieser Art beobachten, wenn sie z.B. Sonnenblumenkerne fressen und dabei ihren Platz gegen Artgenossen und andere Vögel verteidigen", so Bähker weiter. Die Amsel belegt wie im Vorjahr den sechsten Platz der häufigsten Vogelarten in MV. Dabei kam sie in 84 Prozent der Gärten vor.
Zu den Top Ten zählten ferner die Elster, die ihre Vorjahresplatzierung hielt, die Nebelkrähe und das Rotkehlchen. Eine Überraschung war das Auftauchen der Graugans in den ersten zehn Plätzen. Die Erklärung liegt darin, dass einige wenige, dafür aber individuenstarke Zugformationen dieser Vogelart beobachtet wurden. Ein Hinweis auf den bis Anfang des Jahres noch zu warmen Winter.
Dazu passt die Beobachtung von 352 Kranichen, die ebenfalls bei der Zählung erfasst wurden. Während der größte Teil der Kraniche schon längst durchgezogen ist, harren einige dieser Vögel noch aus. "In den letzten Jahren versuchen immer wieder einige Kraniche bei uns zu überwintern. Gelingt dies, sind sie ihren Artgenossen gegenüber im Vorteil, da sie dann näher an den Brutgebieten sind", so NABU-Vogelexperte Ulf Bähker. Auch Hausrotschwänze, Rotmilane und sogar drei Mönchsgrasmücken wurden gemeldet. Sie alle bestätigen den bis Anfang des Jahres ausgebliebenen Winter.
Im hohen Norden und im östlicheren Europa scheint es ein differenzierteres Bild zu geben. Während teils große Seidenschwanz-Trupps gemeldet wurden, die zumindest auf einen Nahrungsmangel in den nördlichen Verbreitungsgebieten hindeuten, blieben die üblichen Schwärme von Bergfinken bislang noch aus.
Bundesweit wurden bei der diesjährigen Wintervogelzählung fast 170 Vogelarten erfasst. Dies vermittelt einen Eindruck der Vielfalt an Vogelarten, die im Winter in unseren Gärten und Parks zu beobachten sind. Darunter finden sich auch Raritäten, für die einige Vogelbeobachter eine lange Anreise in Kauf nehmen, um diese Art einmal „live“ erleben zu können. So hielt sich eine Sperbereule in einem Garten im Erzgebirge auf. Ihre Heimat am Polarkreis verlässt sie nur selten.
Auch im Frühjahr können Naturfreunde dem NABU bei der Bestandserfassung helfen. Vom 09.-11. Mai 2014 findet die bundesweite „Stunde der Gartenvögel“ statt. Dann stehen die Brutvögel in den Gärten und Parks im Mittelpunkt des Interesses. Die langfristig angelegten Aktionen „Stunde der Wintervögel“ und „Stunde der Gartenvögel“ liefern Vogelschützern wertvolle Informationen zum Schutz der Artenvielfalt.
Im Winter beginnen viele Menschen damit, die Vögel in ihren Gärten zu füttern. Das ist nicht nur ein besonderes Naturerlebnis, sondern vermittelt vor allem Artenkenntnis. Besonders für Kinder sind solche Tierbeobachtungen wertvolle und nachhaltige Erlebnisse. Mehr →