In Gedenken an Dr. Lebrecht Jeschke
Verlust eines visionären Wegbereiters des Naturschutzes
Dr. Lebrecht Jeschke - Foto: Stefan Schwill
21. Juli 2025 - Seine ersten Lebensjahre verbrachte Lebrecht Jeschke im heutigen Polen, bis die Familie in Zuge des 2. Weltkriegs gen Westen fliehen musste und in der Nähe von Eberswalde eine neue Heimat fand. Dort lernte er unter anderem Kurt und Erna Kretschmann kennen und entwickelte seine Begeisterung für die Pflanzenwelt. Ab 1952 studierte er in Greifswald Biologie und befasste sich in seiner Diplomarbeit mit der Makrophytenvegetation der Feldberger Seen. Seine profunden vegetationskundlichen Kenntnisse ergänzte er um die Bodenkunde. So entwickelte er bemerkenswerte Fähigkeiten, ganze Landschaften ökologisch durchdringen zu können.
Bis zur politischen Wende war Lebrecht Jeschke am Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) beschäftigt und dort für den Raum zuständig, der ab 1990 wieder zu Mecklenburg-Vorpommern wurde. Sein Wunsch nach einer Anstellung an der Universität Greifswald blieb aus politischen Gründen unerfüllt.
Die Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR bot zumindest teilweise eine Fluchtmöglichkeit. Mit zahlreichen Gleichgesinnten, von denen viele zu Freunden wurden, konnte er seine Fähigkeiten und Kenntnisse mit seiner Leidenschaft verbinden und für den Schutz der heimischen Natur wirken. Vor allem das Inventarisieren schutzwürdiger Gebiete, und die Erarbeitung erster Roter Listen waren damals die Arbeitsschwerpunkte.
Wie weitsichtig das war, wurde spätestens zum Ende der DDR mit dem Nationalparkprogramm überdeutlich. Lebrecht Jeschke war einer der zentralen geistigen Väter dieses Programms. Aber schon zuvor konnte er die Einrichtung zahlreicher Naturschutzgebiete initiieren und durchsetzen – nicht zuletzt dank seiner messerscharfen Formulierungskünste auch gegen teils erbitterte Widerstände der damaligen Forstverwaltungen.
Von 1991 bis zu seiner Pensionierung war Lebrecht Jeschke Leiter des Nationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern. In dieser Position konnte er nun auch beruflich mit voller Kraft an seinem Lebenstraum arbeiten: Die Umsetzung großräumigen Naturschutzes in hoher Qualität und wo immer möglich nach der Devise: Natur Natur sein lassen!
Sein Wirken war von einer außergewöhnlichen Stringenz geprägt. Die konzeptionelle Klarheit, mit der er Naturschutz voranbrachte, war damals wie heute eine seltene Ausnahmeerscheinung.
1990 war Lebrecht Jeschke Gründungsmitglied des NABU Mecklenburg-Vorpommern und danach kurze Zeit auch dessen Vorsitzender. So, wie einst er unter anderem durch die Kretschmanns geprägt wurde, hat Lebrecht Jeschke seinerseits bei vielen jüngeren Menschen bleibende Spuren hinterlassen. Glücklich und dankbar darf sein, wer ihn persönlich kennenlernen konnte.
Stefan Schwill, NABU-Landesvorsitzender
Der Gedenkgottesdienst für Dr. Lebrecht Jeschke wird am 26.9.2025 in Greifswald stattfinden.
