Bundesweit gibt es eine hohe Zustimmung zu dem EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur - Grafik: Magdalena Michalka
Menschen in MV wollen mehr Naturschutz
NABU-Umfrage zeigt Wunsch nach politischer Umsetzung
Gewässerrandstreifen am Acker im Griever Holz - Foto: Manuela Heberer
15. Oktober 2025 - – Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern befürworten parteiübergreifend mit einer überragenden Mehrheit von 81 Prozent das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur und wünschen sich mit einer deutlichen Mehrheit von etwa drei Vierteln (72 %) einen stärkeren politischen Umsetzungswillen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage, die im Auftrag des NABU durchgeführt wurde.
Bundesweit liegt bei den Anhänger*innen der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD die Zustimmung zum Gesetz zur Wiederherstellung der Natur bei etwa 90 Prozent, nur noch übertroffen von der Zustimmung der Grünen und der Linken Anhänger*innen.
Ein große Mehrheit der Befragten befürwortet das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur - Grafik: Magdalena Michalka
„Wenn 81 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern fordern, dass Natur endlich wiederhergestellt wird, dann ist das kein Stimmungsbild – das ist ein klarer Handlungsauftrag an die Politik“, sagt NABU-Landesgeschäftsführerin Dr. Rica Münchberger. „Die Erwartungen der Bevölkerung sind klar. Jetzt braucht es den politischen Willen, diesen Auftrag verantwortungsvoll umzusetzen.“ Das Gesetz schafft erstmalig in der Geschichte einen verbindlichen Rahmen, um den fortschreitenden Naturverlust zu stoppen. Weil es nicht reicht, Schutzgebiete nur formal auszuweisen. „Den Arbeitsauftrag aus der Bevölkerung müssen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Landesumweltminister Till Backhaus nun ernst nehmen, damit die Wiederherstellung der Natur in Mecklenburg-Vorpommern zum Erfolg wird. Verzögerungen hingegen entsprechen nicht dem Willen der Menschen – sie erwarten von der Politik wirkungsvolle Lösungen“, so Münchberger.
Die Umfrage ergibt, dass der Zustand der Natur auch für die Lebensqualität in der Region aus Sicht der Menschen eine zentrale Rolle spielt, und zwar sowohl auf dem Land als auch in Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte: Rund 94 Prozent der Befragten in Mecklenburg-Vorpommern gaben an, die Natur sei für ihre Lebensqualität wichtig.
Bei den Sorgen vor Folgen des Klimawandels zeigt sich ein vielfältigeres Bild. Auf die Frage, welche Folgen des Klimawandels den Menschen Sorgen machen, nannten die Befragten in Mecklenburg-Vorpommern am häufigsten Trockenheit/Dürre (47%), gefolgt von Hitze (38%) und Starkregen (29%). Wiederhergestellte Natur ist dabei der beste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise, denn intakte Ökosysteme speichern nicht nur Kohlenstoff, sondern helfen, den Landeswasserhaushalt zu regulieren.
Als besonders wichtige Gründe für die Wiederherstellung der Natur nannten die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern an erster Stelle den Erhalt der Artenvielfalt (70%), gefolgt von sauberem Trinkwasser (65%). Weitere Gründe sind die Wasserspeicherung in der Landschaft (60%), Hitzeschutz durch Stadtgrün (55%) sowie Klimaschutz durch Moore und Wälder (52%).
Hintergrund:
Die EU-Mitgliedsländer haben sich 2024 mit einem EU-weiten Gesetz darauf geeinigt, zerstörte Natur wiederherzustellen. Die Erreichung dieser Ziele erfordert die vorrausschauende Planung von Wiederherstellungsmaßnahmen. Dafür erstellt Deutschland aktuell seinen nationalen Wiederherstellungsplan. Die Verantwortung für die Auswahl und Umsetzung dieser Maßnahmen liegt insbesondere bei den Bundesländern. Insbesondere die unionsgeführten Bundesländer torpedieren das Gesetz jedoch. Und auch SPD-Landesminister Backhaus versucht inzwischen, das Gesetz aufzuweichen, obwohl seine Partei im EU-Parlament seinerzeit für die Wiederherstellungsverordnung gestimmt hat. Im aktuellen Entwurf des Haushaltplans 2026/2027 sind derzeit auch keine finanziellen Mittel für die Umsetzung entsprechender Wiederherstellungsmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen.
Die Befragung wurde vom 4. bis 13. September 2025 vom Umfrageinstitut Civey im Auftrag des NABU durchgeführt. An der repräsentativen Stichprobe nahmen über 5 000 Bundesbürger*innen ab 18 Jahren teil, bei den Fragen mit Ergebnissen auf Landkreisebene sogar 10.000. Alle Daten wurden mit verifizierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern erhoben.
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