Vom Wasser umgeben
Ostseelebewesen zwischen Sesshaftigkeit und aktiver Fortbewegung
Das Seegras (Zostera), die einzige Blütenpflanze die bei uns auch im Salzwasser wächst, besitzt Wurzeln wie die an Land lebenden typischen Blütenpflanzen. Würde man im Winter nach einer Seegraswiese in der Ostseewiese tauchen, wäre man vergeblich unterwegs: das Seegras stirbt oberirdisch ab und treibt dann im nächsten Jahr wieder neu aus. Die Wurzeln stabilisieren das Sediment und die Blätter bilden einen wichtigen Lebensraum, z. B. für Jungtiere des Herings. Nährstoffeinträge durch menschliche Aktivitäten verdunkeln jedoch das Wasser. Somit dringen die Sonnenstrahlen oft nur noch wenige Meter tief ein, so dass sich Seegraswiesen nur noch in geringen Tiefen ausbreiten können.
Ohne Verbindung zum Boden
Ganz ohne Wurzeln kommen Algen aus, wie der markante Blasentang (Fucus vesiculosus), der gegabelte Horntang (Ceramium virgatum) oder der gezackte Sägetang (Fucus serratus). Diese Arten heften sich mithilfe von Haftscheiben an Steine oder andere feste Untergründe. Im beweglichen Sand würden sie jedoch keinen Halt finden. Dafür steht der Blasentang mit seinen luftgefüllten Blasen immer aufrecht. Den Roten Horntang kann man auch oft als kleine Büschel im Wasser treibend finden. Dies ist möglich, da Algen nicht auf den Boden als Nährstofflieferant angewiesen sind. Falls Algen an Land angespült werden, schützt ihre schleimige Oberfläche sie kurzzeitig vor der Austrocknung. Und wenn kein fester Untergrund wie ein Steinriff vorhanden ist, siedelt z. B. der Horntang auch auf anderen Algen. Die aufsitzende Pflanze wird dabei Epiphyt genannt, die tragende Pflanze Porophyt.
Frei im Wasser treiben
Quallen lassen sich gerne frei im Wasser treiben, so auch die markante Ohrenqualle (Aurelia aurita), die leicht an ihren vier kreisförmigen Geschlechtsorganen („Ohren“) auszumachen ist. Wenn die Strömung nicht zu stark ist, können Quallen durch das Zusammenziehen und Öffnen des Schirms ein wenig die Richtung bestimmen - ganz ohne Gehirn. Im Lebensstadium als Polypen hingegen sitzen Quallen fest auf dem Untergrund. Vom Polypen werden dann Larven abgeschnürt, die sich wieder zur erwachsenen Qualle, der sogenannten „Meduse“ entwickeln.
Nach freiem Jugendstadium folgt die Sesshaftigkeit
Eine sessile Lebensweise, also festsitzend, haben auch Brackwasser-Seepocken (Amphibalanus improvisus) - jedoch nicht über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Die Pocken, die zur Gruppe der Krebse gehören, durchleben als Larve sieben verschiedene Stadien und treiben dabei als Bestandteil des Zooplanktons frei im Wasser. Erst im letzten Stadium heften sie sich an einen Stein, Schiffsrumpf oder eine Muschel, um dort für den Rest ihres Lebens zu verharren.
Auch die Miesmuschel (Mytilus edulis) hält sich als adultes, also erwachsenes Tier mithilfe von eiweißreichen Byssusfäden an festen Untergründen, z. B. Holzpfählen fest. Bei Nahrungsknappheit kann sie sich jedoch mit den Fäden bewegen oder sich im Wasser treiben lassen. Einen beweglichen Grabefuß, wie z. B. bei der Herzmuschel (Cerastoderma edule), besitzt sie jedoch nicht.
Für die meisten Lebewesen gilt zwar einerseits, dass die Wasserströmung bei der Standorttreue eine Herausforderung ist, andererseits wird durch die Bewegung stetig Sauerstoff, Nährstoffe und Nahrung angetrieben, die von den Lebewesen herausgefiltert oder gefangen werden.
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