Schwalbenfreundliche Häuser in MV
Schon über 1.600 Häuser im Nordosten mit Plakette ausgezeichnet



Konrad Peßner vom NABU Parchim und Benjamin Weigelt vom NABU-Landesverband überreichen die Plakette an Birgitt und Holger Engelland in Frauenmark. - Foto: Manuela Heberer
12. September 2022 - Mit Ende des Sommers beginnt für Zugvögel nun die Rückreise in den Süden. Auch Mehl- und Rauchschwalben machen sich jetzt auf den Weg nach Afrika, um dort zu überwintern. Für den Wegzug der Schwalben galt bislang der 8. September, „Mariä Geburt“, als Stichtag. „An Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt“ heißt es in einem alten Sprichwort. Und so machen sich auch in Mecklenburg-Vorpommern die Schwalben nun auf den Weg in ihrer Überwinterungsgebiete. „Ein sehr emotionaler Moment“, sagt Birgitt Engelland. Sie und ihr Mann Holger wurden kurz vor dem Ende der diesjährigen Schwalbensaison noch mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ geehrt.

Unter jedes Nest spannen die Engellands extra Gummis, auf denen die Schwalben sitzen können. - Foto: Manuela Heberer
„Solch ein großes Engagement für den Schwalbenschutz muss einfach ausgezeichnet werden“, sagt Benjamin Weigelt vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Seit Jahren heißen die Engellands Schwalben auf ihrem Hof in Frauenmark bei Friedrichsruhe willkommen, lassen Sie unter ihrem Terrassendach brüten, legen extra eine Lehmpfütze für die Tiere an und spannen sogar Seile, auf denen die Vögel sitzen können“, zeigte sich Benjamin Weigelt beim Besuch bei den Schwalbenschützern begeistert. In diesem Jahr konnten so 31 Jungschwalben erfolgreich aufgezogen werden.

Tankstellenbetreiber Hartwig Kosz aus Ludwigslust erhält die Plakette von NABU-Mitarbeiter Benjamin Weigelt. - Foto: Manuela Heberer
Auch die Tankstelle am Hamburger Tor in Ludwigslust wurde am 31. August vom NABU mit einer Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ geehrt. An die 100 Nester zählt Betreiber Hartwig Kosz in guten Jahren. „In diesem Jahr sind es leider wesentlich weniger, aber dennoch kommen sie jedes Jahr zurück zu uns und nutzen vor allem die Feuchtigkeit der Waschanlage für den Nestbau.“
Abschlagen verboten!
Schwalben und ihre Nester ganzjährig geschützt
Rauch- und Mehlschwalbe stehen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns. Demnach verzeichnen beide Arten einen Rückgang des Brutbestands um mehr als 20 Prozent. Der Bestand der Rauchschwalben ist innerhalb der letzten zwanzig Jahre von 100.000 Paaren auf unter 70.000 Paare gesunken, der Mehlschwalbenbestand sank von 180.000 Paaren sogar auf nur noch etwa 97.000.
„Leider erleben viele Schwalben nach ihrer Rückkehr aus ihren tausenden Kilometern entfernten Winterquartieren in Afrika häufig eine böse Überraschung: Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze und Stacheln hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze.“ Dabei kehren die ortstreuen Vögel stets an ihre altbekannten Brutplätze zurück und nutzen auch die Nester aus den Vorjahren. „Deshalb stehen nicht nur die Schwalben, sondern auch ihre Nester unter Schutz“, erklärt Weigelt. „Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, sie zu beschädigen oder zu zerstören. Wer gegen dieses Verbot verstößt, muss mit Strafe rechnen. Wer in seiner Nachbarschaft so etwas beobachtet, sollte über den Schutz der Nester informieren. Manchmal passiert es auch aus Unwissenheit“, erklärt der NABU-Mann. „Andernfalls sollte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises informiert werden.“
Schwalben helfen

Mehlschwalben - Foto: NABU/Krzysztof Wesolowski
Neben dem Erhalt der gesetzlich geschützten Nistplätze kann man an geeigneten Stellen den Glücksboten mit Nisthilfen gute Dienste leisten. „Wer einen Garten, Hof oder Wiese besitzt, kann zur Unterstützung des Nestbaus auch Lehmpfützen anlegen. Rauch- und Mehlschwalben formen aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen, aus denen sie neue Nester bauen oder alte Nester ausbessern“, erläutert Benjamin Weigelt.
Zur Aktion
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU Mecklenburg-Vorpommern auch in Zukunft dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Seit 2007 verleiht der NABU Mecklenburg-Vorpommern diese Plakette an Hausbesitzer, die Schwalben an ihren Gebäuden dulden und fördern und dadurch das Brutgeschehen der kleinen Sommerboten unterstützen. Mittlerweile ist daraus eine bundesweite NABU-Aktion geworden. Jeder, der sich für Schwalben engagiert und diese an seinem Haus duldet, kann sich für die Plakette bewerben.
Seit Beginn der Aktion im Jahr 2007 wurden in Mecklenburg-Vorpommern über 1.500 Plaketten verliehen, im vergangenen Jahr waren es knapp 170. Die meisten „Schwalbenfreundlichen Häuser“ gibt es demnach im Landkreis Vorpommern-Rügen, danach folgen die Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg.
Für Schwalbenplakette bewerben
Schwalben finden leider immer weniger geeignete Lebensräume und Nistmöglichkeiten. Helfen Sie den beliebten Sommerboten und machen Sie Ihr Haus schwalbenfreundlich. Der NABU würdigt das Engagement bundesweit mit einer Plakette! Mehr →
Unsere heimischen Schwalben
Ihr Bauch ist mehlweiß und sogar ihre Füße sind weiß gefiedert, das macht sie schon zu etwas ganz besonderem. Im Flug ist sie gut durch ihren leuchtend-weißen Bürzel von anderen Schwalben zu unterscheiden. Mehr →
Der deutsche Name der Rauchschwalbe rührt daher, dass sie früher gern in Schornsteinen und Rauchfängen brütete. Im Englischen heißt sie Barn Swallow (Stallschwalbe), denn genau dort findet man ihre Nester. Mehr →
Die Uferschwalbe ist die kleinste einheimische Schwalbe. Wie ihr Name schon verrät, brütet sie nicht im Siedlungsraum, sondern in sandigen Steilufern von Küsten und in Kiesgruben. Mehr →
im Schwalbenschutz aktiv werden
Ehrenamtliche Schwalbenbetreuer des NABU kümmern sich um unsere Sommerboten. Je nach Interessenschwerpunkt erfüllen sie verschiedene Aufgaben. Sie helfen beim Schwalbenmonitoring oder beraten Laien in allen Schwalbenfragen. Mehr →