Kegelrobben in der Ostsee
Heimkehr eines marinen Großsäugetiers
Grund für die Zurückhaltung gegenüber der erneuten Ansiedlung der Meeressäuger liegt in dem gemeinsamen Interesse an Fisch als Nahrungs- bzw. Einkommensquelle.
Historisch betrachtet ist die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) eine typische Art der Ostsee. Noch vor 1900 war der Anblick einer Kegelrobbe auf einer Sandbank keine große Überraschung, schließlich gab es in der Ostsee geschätzt 100.000 Individuen. Durch systematische Jagd, Vergrämung (bspw. an traditionellen Liegeplätzen) und Umweltgifte starb jedoch ein Großteil der Population oder wurde unfruchtbar. Um 1980 lebten hier nur noch wenige tausend Tiere. Durch intensive Schutzbemühungen sind es nun wieder ca. 30.000. Etwa 300 Kegelrobben wurden im Frühjahr 2018 an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns (Greifswalder Bodden) gezählt. Dazu erfolgte ein erster Geburtsnachweis im selben Jahr. Da die Kegelrobbe ein opportunistischer Räuber ist, d. h. sie jagt und frisst die saisonal häufigste und am leichtesten zu fassende Beute, ist an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns das Aufeinandertreffen von Fischen und Robben in der Heringssaison im Frühjahr am größten. Über das Jahr wandert der Großteil der Tiere zu attraktiveren Beute-Gebieten ab. Dennoch kommt es immer wieder zu Konkurrenzkonflikten mit den Fischern.
Zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen setzt sich der NABU für die Umsetzung folgender Punkte ein:
- Schadenserfassung und Schadensausgleich: Es ist nachvollziehbar, dass ein Fischer bevorzugt seinen Job ausüben und Fische fangen möchte, statt nur angefressene Heringsköpfe aus dem Netz zu ziehen. Damit aber sowohl Robben als auch die wenigen Fischer an den Küsten eine Überlebenschance haben, müssen die nachgewiesenen fischereilich-geldwerten Verluste erfasst und ausgeglichen werden.
- Konfliktminderung: Die kann z. B. durch robbensichere/robbenfreundliche Fanggeräte erfolgen, die auch die Aspekte Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen. Aber auch der Umgang mit verletzten Tieren oder vermuteten verlassenen Jungtieren muss Touristen und Einheimischen wieder beigebracht werden. Hunde sollten unbedingt angeleint und mit ihnen optimalerweise ein Abstand von 100 m zur Robbe eingehalten werden. Zudem muss der Fluchtweg zum Wasser immer frei bleiben, damit die Tiere ungestört ins sichere Nass fliehen können.
- Bestandsmonitoring: Fortführung der systematischen Erfassung von Tieren, sodass Bestandstrends sicher nachvollzogen werden können. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund (DMM) nutzt hierfür die Identifikation von Einzelindividuen anhand der einzigartigen Fellflecken.
- Öffentliche Akzeptanz: Knopfäugig, gut zu beobachten und elegant: Die Kegelrobbe ist eindeutig ein Blickfang. Die Anwesenheit sollte also bedachtsam genutzt werden, um Menschen für die heimische Fauna zu begeistern.
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