Bleibt Naturschutz bei Agrarpolitik auf der Strecke?
NABU MV fordert EU-Abgeordnete zum Kurswechsel auf
Naturschutz bei Agrarpolitik nicht auf der Strecke lassen
NABU MV fordert EU-Abgeordnete zu grundlegendem Kurswechsel in der Agrarpolitik auf
09. Oktober 2014 - In einem Brief an die Abgeordneten des Europa-Parlaments hat der NABU Mecklenburg-Vorpommern einen grundlegenden Kurswechsel in der EU-Agrarpolitik gefordert. „Wir wollen, dass Investitionen ausschließlich in eine nachhaltige Entwicklung mit positiven Effekten für Natur und Umwelt fließen“, sagt NABU-Landesvorsitzender Stefan Schwill. Deshalb bittet er in seinem Schreiben die nach Brüssel und Straßburg entsandten Volksvertreter um Unterstützung der Forderungen des NABU für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Europa.
Weitere Intensivierung statt Arten- und Klimaschutz
„Die agrarpolitischen Debatten der letzten Monate machen deutlich, dass einige Interessengruppen die steigenden Erzeugerpreise dafür missbrauchen, die Belange der Umwelt und die tatsächlichen Bedürfnisse der Landwirtschaft zu ignorieren. Ein ‚Greening‘ der Agrarpolitik wird in diesen Kreisen abgelehnt, stattdessen wird immer häufiger eine EU-weite Intensivierung der Landwirtschaft gefordert, die auf Kosten von ökologischen und sozialen Anforderungen erfolgen würde. Eine solche Strategie wäre aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht hochgradig kurzsichtig und kontraproduktiv, würde die Glaubwürdigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik und der EU in Frage stellen und widerspräche den Erwartungen der Verbraucher und Steuerzahler“, heißt es in dem an die Parlamentarier gerichteten Papier.
NABU fordert Subventionen an ökologische Leistungen zu koppeln
„Wir fordern, dass Landwirte in Zukunft nur dann Agrarsubventionen erhalten, wenn sie im Gegenzug ökologische Leistungen erbringen“, so Schwill. Maßnahmen, wie die Erhaltung von Dauergrünland, eine dreigliedrige Fruchtfolge und die Schaffung bzw. der Erhalt von ökologischen Vorrangflächen, wie Hecken, Feldrainen und Ackerrandstreifen, wären aus Sicht des NABU ein erster und wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen europäischen Agrarpolitik, wie ihn auch die ursprüngliche Planung der EU-Kommission vorsieht.
Aigner übt Schulterschluss mit Agrarindustrie
„Leider“, so Schwill, „bekommen wir und vor allem die Pläne der EU bereits starken Gegenwind aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium und von der Agrarlobby. Ihr Gegenvorschlag enthält derart großzügige Ausnahmeregelungen, dass die Ansätze der EU-Kommission bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht werden. Eine weitere Verwässerung ist für uns jedoch nicht hinnehmbar“, stellt Schwill klar. „Unsere Politiker müssen sich dieser Einflussnahme der Agrarlobby entschieden entgegensetzen, sonst ist die Aussicht auf eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ernsthaft in Gefahr.“
NABU fordert Stopp des Raubbaus an der Natur
Der NABU kritisiert, dass jedes Jahr rund 57 Milliarden Euro gießkannenartig und nahezu bedingungslos in die europäische Landwirtschaft fließen und damit auch solche Landwirte gefördert werden, die mit monotonen Maiswüsten, flächendeckendem Pestizideinsatz und Massentierhaltung der Umwelt und Gesundheit mehr schaden als nützen. So sind bei Feld- und Wiesenvögeln bereits katastrophale Bestandseinbrüche zu verzeichnen, die Nitratwerte im Grundwasser sind zu hoch und durch stetigen Grünlandumbruch werden große Mengen klimaschädlicher Gase freigesetzt. „Diesen rasanten Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen kann nur eine grundlegende Änderung der bisherigen Landbewirtschaftung stoppen“, so NABU-Vorsitzender Stefan Schwill. „Deshalb kämpfen auch wir in Mecklenburg-Vorpommern für eine zukunftsfähige europäische Agrarpolitik.“
Mit der bundesweiten Mitmach-Kampagne „Agrarreform – Umsteuern jetzt!“ setzt sich der NABU als mitgliederstärkster Umwelt- und Naturschutzverband für eine nachhaltige und zukunftsfähige Agrarpolitik ein und ruft zu zahlreichen Protestaktionen auf.