Einsatz für Schwalben lohnt sich
NABU zeichnet Gemeinde für Schwalbenschutz aus
Der NABU Mecklenburg-Vorpommern hat die beliebte Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ im August 2013 an die Gemeinde Pingelshagen bei Schwerin übergeben. Das war die 52. Plakette im Jahr 2013 ; insgesamt sind seit Beginn der Aktion im Jahr 2007 bereits über 800 Plaketten vergeben worden.
Jahrhundertelang gehörten Schwalben ganz selbstverständlich auf jeden Bauernhof, in jedes Dorf und auch in die Stadt. Heute werden Mehlschwalben nicht mehr überall gern gesehen. „Leider geht der Bestand der Mehl- und Rauchschwalben immer mehr zurück, weil viele Menschen keine Schwalbennester mehr an Wohnhäusern, Nebengebäuden und Ställen dulden“, so Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Die Vögel sind an Gebäudestrukturen zum Brüten angewiesen. Viele Hausbesitzer vertreiben sie jedoch, entfernen die Nester oder spannen Drähte, um die Schwalben am Nisten zu hindern.“ Dabei zählen sie als Gebäudebrüter zu den besonders geschützten Arten, deren Nester nicht zerstört werden dürfen. Das Problem der verschmutzten Hauswände kann ganz einfach gelöst werden, erklärt der NABU-Vogelexperte: „Man muss nur ein einfaches Brettchen unterhalb des Nestes anschrauben, das den Schwalbendreck auffängt.“
In Pingelshagen brüten Mehlschwalben seit vielen Jahren am Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshaus. Die Gemeinde toleriert die kleinen Flugkünstler und erfreut sich am bunten Treiben der als Glücksbringer geltenden Vögel. An den beiden Gebäuden befinden sich mittlerweile 112 Nester. Bis 1999 nutzten die Koloniebrüter den Kuhstall, der sich an der Stelle des seit Juni 2000 bestehenden Feuerwehrhauses und des Gemeindehauses befand. „Dass die Mehlschwalben auch die neu erbauten Gebäude annehmen werden, war absehbar, denn Schwalben sind sehr treu gegenüber ihrem Geburtsort“, sagt Nancy Michalowsky, die als FÖJlerin beim NABU das Schwalbenprojekt betreut hat. Diese Ortstreue bringt den Gebäudebrütern aber auch Nachteile. Aufgrund der mangelnden Nistmöglichkeiten geht die Anzahl der Schwalben seit Jahren zurück. „Wird ein zum Nestbau genutztes Haus abgerissen oder saniert und für Schwalben unzugänglich gemacht, haben es die Tiere schwer eine neue Bleibe zu finden.“
Umso mehr ist sich die Gemeinde Pingelshagen darüber einig, den gefährdeten Vögeln mit den öffentlichen Gebäuden ein Zuhause zu bieten. Dem Schwalbenkot wird mit Kotbrettchen entgegengewirkt, die etwa 50 bis 60 Zentimeter unterhalb des Nestes angebracht werden, sobald die Jungen geschlüpft sind. Wenn leere Eierschalen aus dem Nest fallen, werden sie von Gemeindemitarbeiter Alfred Brauer weggefegt. Sollte doch etwas Schmutz an die Hauswand geraten, wird dieser erst entfernt, wenn die Jungvögel das Nest verlassen haben, um die Vögel nicht bei der Aufzucht zu stören.
Denn die Sommerboten sind überaus nützlich. „Wer Schwalben bei sich brüten lässt, kann mit weniger Problemen durch Mücken und andere Fluginsekten rechnen“, so Nancy Michalowsky. Die kleinen Tierchen werden von den Schwalben in der Luft gefangen und gefressen.
In einigen Wochen endet das Schwalbenjahr in Mecklenburg-Vorpommern. Ende August bis Anfang Oktober sammeln sich die Zugvögel in großen Trupps und machen sich auf den Weg ins südliche Afrika. Dort verbringen sie den Winter, bis sie ab April bis Mai wieder in ihre Brutgebiete zurückkehren. „Auch in Pingelshagen werden sie im nächsten Jahr wieder eine Bleibe finden“, versichert der amtierende Bürgermeister Reimond Weding.
Jahrhunderte lang gehörten Schwalben ganz selbstverständlich in jede Siedlung und auf jeden Hof. Inzwischen sind sie trotz ihrer Anpassung an den Menschen zu Sorgenkindern des Naturschutzes geworden. Der NABU gibt Tipps, wie man mit wenig Aufwand helfen kann. Mehr →