Schillerndes Blaugrün am Fluss
Die Gebänderte Prachtlibelle
Sommerzeit ist Libellenzeit. Vor allem in der Nähe von Gewässern sind die wendigen Mückenjäger zurzeit anzutreffen. Darunter auch die Gebänderte Prachtlibelle. Sie hat ihren Namen nicht von ungefähr: In einem eindrucksvollen Blaugrün schillern die pfeilschnellen Körper der Männchen. Ihre Flügel sind durchscheinend grün und werden von einer dunklen, breiten, blau glänzenden Flügelbinde unterbrochen. Die Weibchen wirken insgesamt nicht ganz so auffällig, aber auch sie schillern metallisch grün bis bronzefarben. Die Gebänderte Prachtlibelle ist zusammen mit ihrer Schwesternart, der Blauflügel-Prachtlibelle, unsere größte Kleinlibelle. Sie wird ungefähr fünf Zentimeter lang und erreicht eine Flügelspannweite von etwa sieben Zentimetern. Man findet sie an langsam fließenden Bächen und Flüssen mit viel Ufervegetation.
Drohgebärden im Rückwärtsflug
Von Ende Mai bis Anfang September zeigen die Männchen der Gebänderten Prachtlibelle ein ausgeprägtes Revierverhalten. Am liebsten verteidigen sie ihr Territorium von einer erhöhten Sitzwarte aus. Sie fliegen in regelmäßigen Abständen umher und überwachen ihre Reviergrenze in einer Art Schwirrflug. Nähert sich ein fremdes Männchen, so kommt es zu regelrechten Schaukämpfen. Beide Prachtlibellen-Männchen fliegen aufeinander zu und umeinander herum. Dabei präsentieren sie ihre blauen Flügelbinden, um den Rivalen zu beeindrucken. Manchmal fliegen sie sogar ein Stück rückwärts. Libellen sind die einzigen Insekten, die so etwas können.
Vom Tandem zum Paarungsrad
Taucht ein Weibchen im Revier auf, wirbt das Männchen im halbkreisförmigen Schwirrflug um ihre Gunst. Ist sie von seiner Vorstellung beeindruckt, lässt sie es zu, dass er sich kurz auf ihre geschlossenen Flügelspitzen setzt. Danach greift er das Weibchen mit seinen Hinterleibszangen am Kopf und entführt sie im typischen Tandem-Flug zur Paarung. Dazu biegt sich das Weibchen im Flug nach vorn und berührt mit ihrer Geschlechtsöffnung den Samenbehälter des Männchens. So entsteht das für Libellen charakteristische Paarungsrad. Nach etwa 15 Minuten trennen sich die Partner. Das Weibchen fliegt zum Eiablageplatz und sticht seine Eier im Sitzen in schwimmende Pflanzenteile ein. Hierbei kann es vollständig untertauchen.
1 Monat Libelle - 2 Jahre Larve
Das Leben in der Luft ist für Libellen nur von kurzer Dauer. Ausgereifte Libellen werden lediglich etwas älter als einen Monat. Den Großteil ihres Lebens, ein bis zwei Jahre, verbringen sie als räuberische Larve im Wasser. Die stabförmigen Libellenlarven mit ihren langen Beinen werden etwa drei Zentimeter lang. Sie leben in den Wasserpflanzen der Bäche und Flüsse. Bis zur flugfähigen Libelle durchleben sie mehrere Larvenstadien. Am Ende klettert die Libellenlarve an einem Pflanzenstängel empor und die schillernde Gebänderte Prachtlibelle schlüpft. Zurück bleibt nur die Exuvie, die Hülle der Larve.
"Teufelsnadel" heute schutzbedürftig
Dass auch unsere Vorfahren sich schon mit Libellen beschäftigten, belegen eine Fülle volkstümlicher Namen. Viele lassen darauf schließen, dass man die Tiere fürchtete. Noch heute hört man oft, Libellen könnten stechen. Dieses Märchen wurde von Missionaren verbreitet, die die Germanen zum Christentum bekehren wollten. Die Libellen waren nämlich der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Freya heilig und wurden deshalb verteufelt. So entstanden Namen wie "Teufelsnadel" oder "Augenstecher".
Heutzutage weiß man das Vorkommen von Libellen zu schätzen. Als so genannte Bioindikatoren zeigen sie wertvolle Gewässerlebensräume an. Bei uns sind die wendigen Mückenjäger vielerorts durch Verschmutzung, Überdüngung und Ausbau der Gewässer gefährdet. Besonders eindrucksvoll und aus nächster Nähe kann man Gebänderte Prachtlibellen z. B. bei einer Paddeltour auf der Warnow erleben, wo sie sich auf den Schilf- und Schwimmpflanzenblättern sonnen. Führungen durch das Warnowtal bietet auch der Naturpark Sternberger Seenland an.