Der Zitronenfalter
Rekordverdächtiger Frühlingsbote
Namensgebung beim Zitronenfalter ist die zitronengelbe Färbung des geschlüpften, männlichen Falters. Weniger bekannt sein dürfte, dass die Flügel der weiblichen Falter weiß sind. Damit wird aber die Zugehörigkeit der Zitronenfalter in die Familie der Weißlinge klar. Mit ihren 5-6 Zentimetern Spannweite zählen die Zitronenfalter bereits zu den größeren heimischen Tagfaltern.
Harte Typen mit eingebautem Frostschutz
Auch wenn Schmetterlinge gemeinhin als besonders zarte und zerbrechliche Geschöpfe gelten, handelt es sich bei den Zitronenfaltern um ziemlich harte Kerlchen. „Die meisten Tagfalterarten überwintern bei uns als Ei, Raupe oder Puppe. Einige Falter fliegen auch wie Zugvögel in wärmere Gefilde. Nur wenige Arten schaffen es, den Winter als Falter zu überstehen“, erklärt Ulf Bähker vom NABU MV. Zu ihnen gehört der Zitronenfalter. Und nicht nur das: Während sich z.B. Tagpfauenaugen und Kleine Füchse tief in Höhlen oder Dachstühlen verstecken, verbringen die Zitronenfalter den Winter sogar nahezu ungeschützt in Baumspalten, unter Blättern oder in Grasbüscheln.
Zitronenfalter besitzen ein körpereigenes Frostschutzmittel. Durch einen hohen Glyceringehalt gefriert die Körperflüssigkeit nicht. „Zu Beginn der kalten Jahreszeit scheidet der Zitronenfalter Körpersäfte aus. Er lässt gewissermaßen unbenötigtes Wasser ab, wodurch er Temperaturen bis -20 Grad überleben kann“, erläutert Ulf Bähker. Die ersten warmen Sonnenstrahlen im Jahr nutzen Zitronenfalter bereits aus, um ihre Überwinterungsquartiere zu verlassen. Daher zählen sie zu den ersten Tagfalterarten, die im zeitigen Frühjahr zu beobachten sind. So wurde 2013 aufgrund eines NABU-Tagfalter-Aufrufes in Mecklenburg-Vorpommern der erste Zitronenfalter bereits am 7. März gemeldet.
Methusalem unter den Tagfaltern
Zitronenfalter sind z.B. entlang von Waldwegen und, solange die Bäume unbelaubt sind, auch mitten in Wäldern zu beobachten. Die Männchen jagen den Weibchen hinterher, die sich paarungsbereit auf den Boden setzen. Der Fortpflanzungsakt kann beeindruckende zwei bis drei Stunden dauern. Seinen wissenschaftlichen Namen, Gonepteryx rhamni, erhielt der Zitronenfalter übrigens von seinen Hauptnahrungspflanzen. Dies sind Faulbaum (Rhamnus frangula, bzw. Frangula alnus) und Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). An diesen legt das Weibchen jeweils ein bis zwei von insgesamt etwa 100 Eiern ab.
„Dies macht sie bevorzugt an den Blättern und Triebspitzen aber auch Zweigen. So haben die nach ein bis zwei Wochen schlüpfenden Raupen gleich das passende Futter vor der Nase. Wie die Raupe Nimmersatt fressen die Larven sich dann dick und rund, bis sie sich nach drei bis sieben Wochen verpuppen. Die Dauer des Raupenstadiums hängt letztendlich von der Witterung ab“, so Bähker, der beim NABU-Landesverband ein Projekt zum Tagfalterschutz koordiniert.
Die Puppenruhe endet nach ca. zwei Wochen. In dieser Zeit hat sich aus der verpuppten Raupe der fertige Falter entwickelt. Er schlüpft meist Ende Juni bis Anfang August, um nach etwa zwei Wochen Flugzeit in eine Art „Sommerschlaf“ zu fallen. „Erst im frühen Herbst werden die Zitronenfalter wieder munter. In den Ruhephasen sinkt der Stoffwechsel. Dies führt zu der rekordverdächtigen Falter-Lebenszeit von fast zwölf Monaten“, weiß der Schmetterlingsfreund Ulf Bähker. Das Falterleben endet nach der Eiablage im Frühjahr. Damit werden Zitronenfalter unsere ältesten Tagfalter!
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