Erneuerbare Energien um jeden Preis?
NABU fordert regenerative Energien ohne ökologischen Kahlschlag
Der NABU Mecklenburg-Vorpommern hat auf seiner Landesvertreterversammlung am 26. März 2011 in Güstrow von der Landeregierung ein Konzept zur Einsparung von Energie und zum Ausbau regenerativer Energien, das den Schutz der biologischen Vielfalt nicht vernachlässigt. Die Naturschutzverbände müssen frühzeitig eingebunden werden. Der NABU MV bietet der Landesregierung dabei seine intensive und fachkompetente Unterstützung an.
Der NABU ist seit Anbeginn ein Befürworter und Förderer regenerativer Energien. Einsparung und Effizienzsteigerung sind neben dem konsequenten Ausbau der Nutzung von Wind-, Wasser-, Sonnenenergie, Erdwärme und Biomasse sowie der dafür erforderlichen Netzinfrastruktur der einzige Weg, sowohl aus der Atomenergie als auch der Verwendung fossiler Brennstoffe auszusteigen.
Mit den jüngsten Ereignissen im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I hat die Diskussion um die Geschwindigkeit des Umstiegs in das Erneuerbare-Energien-Zeitalter eine neue Dimension erreicht. Auf Bundesebene sind neue Anreizprogramme für alternative Energiegewinnung zu fordern. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird es zu einer verstärkten Suche nach Eignungsräumen für Windkraft- und Photovoltaik-Freiflächenanlagen kommen. Ebenso ist eine Intensivierung der energetischen Biomassenutzung, sei es als fester Brennstoff, in Vergasungsanlagen oder als Flüssigtreibstoff zu erwarten.
Der Ausbau dieser alternativen Energieerzeugung muss jedoch nach ökologischen Standards erfolgen und darf nicht zu Lasten der natürlichen biologischen Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern gehen. Daher hat der Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen auf der Grundlage von verbindlichen Eignungsflächen zu erfolgen, die raumordnerisch unter besonderer Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte ausgewiesen werden. Flächen, die für den Erhalt der biologischen Vielfalt oder den Naturhaushalt eine besondere Bedeutung haben, sind grundsätzlich nicht als Eignungsgebiet auszuweisen. Dabei sind auch hinreichende Abstandsregelungen zu relevanten Brut- und Rasthabitaten zu treffen. Mecklenburg-Vorpommern hat genügend Flächen für eine naturverträgliche Nutzung erneuerbarer Energien.
Die aktuelle Form der energetischen Biomassenutzung ist einer der größten Zerstörer der natürlichen biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft. Hauptursachen sind extrem verengte Fruchtfolgen sowie energie- und chemieintensive Anbauverfahren. Der NABU verlangt eine Weiterentwicklung der Förderprogramme und verbindliche Anbauregeln im Sinne einer ökologischen „Guten fachlichen Praxis“ für den Energiepflanzenanbau. Notwendig sind neben Mindestanforderungen an die Fruchtfolge auch die Festlegung von Ausschlussstandorten, wie Moore und besondere Schutzgebiete. Das gilt auch für die zunehmend diskutierten Kurzumtriebsplantagen.
Intelligente Lösungen sind möglich. Die Nutzung erneuerbarer Energien und der Erhalt der biologischen Vielfalt sind dann kein Widerspruch.
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Der NABU hat Klage gegen die Genehmigung eines Windparks bei Jördenstorf im Landkreis Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) eingereicht. Anlass der Klage ist das Vorkommen stark bedrohter Schreiadler in der Nähe der geplanten Anlage. Mehr →