Bemalte Steine in Greifswald
Artenvielfalt des Meeres zum Aufsammeln und Teilen
11. Juni 2020 - Egal ob Lachmöwe, Ohrenqualle oder Herzmuschel: unsere heimische Ostsee ist reich an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen. Eine Vielfalt, auf die man aufmerksam machen muss und sich faszinieren lassen sollte. „Leider befinden sich viele Elemente und Lebewesen der Ostsee in keinem guten Zustand“, weiß Leonie Nikrandt vom NABU Mecklenburg-Vorpommern.
In Anlehnung an die Aktion „MV Steine“ werden heute (11. Juni) mehrere bemalte Steine in Greifswald ausgesetzt. „Wir werden die bemalten Steine an verschiedenen Orten platzieren“, so Leonie Nikrandt. Wer die Steine z. B. am Museumshafen, entlang des Rycks, im Fischerdorf Wieck, der Klosterruine Eldena und dem Wald Eldena findet, kann sie - frei nach dem Motto „finden-freuen-posten“ - mit nach Hause nehmen und gerne, wenn gewollt, auf der Facebookseite des NABU Mecklenburg-Vorpommern sowie der Facebookseite der Aktion „MV-Steine“ ein Foto von seinem kleinen Fundstück hochladen. Steine die nicht aufgelesen werden, werden vom NABU-Team wieder eingesammelt.
Zwei Drittel der Natur in schlechtem Zustand
„Zwei Drittel der nach EU-Naturschutzrichtlinien zu schützenden Arten befinden sich in einem ungünstigen Erhaltungszustand und mehr als ein Drittel dieser Arten sowie fast die Hälfte der Lebensraumtypen weisen einen negativen Entwicklungstrend auf“, so Leonie Nikrandt. Dies gehe aus dem Ende Mai von BfN (Bundesamt für Naturschutz) und BMU (Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) veröffentlichen Bericht: „Die Lage der Natur in Deutschland“ hervor. Auch an den Küsten und in den Meeren wurde ein steigender Nutzungsdruck nachgewiesen.
So heißt es im Bericht: „Natürliche Küstendynamik und konsequente Besucherlenkung sind Voraussetzungen für eine gute Entwicklung der Dünen. Die Berichte über den Erhaltungszustand der Dünenlebensraumtypen zeigen, dass es daran vielerorts mangelt und der Nutzungsdruck vor allem an der Ostsee weiter zugenommen hat.“ (S. 30).
Aber auch im marinen Bereich, d.h. im Meer steigt der Nutzungsdruck. Als Beispiele können hier die grundberührende Fischerei sowie Stellnetzfischerei und der Ausbau der Windenergie genannt werden, aber auch die Berufsschifffahrt, der Abbau von Sand/Kies und die Beseitigung von militärischer Altlasten haben Einfluss auf Meeressäuger, Vögel und ihrer Lebensräume. Positiv zu verzeichnen ist der Bestand der Kegelrobbe, an deren Sichtungen sich in MV schon so einige Einheimische und Touristen erfreuen konnten. Eine Besserung der Tiere, Pflanzen und Lebensräume mit unzureichendem oder gar schlechtem Erhaltungszustand könnte nach Einschätzung des NABU die Entwicklung und der Einsatz von neuen Fangtechniken sein, die eine lohnenswerte Alternative für schädliche Fischereipraktiken darstellen müssen. Auch die verpflichtende Einführung von sogenannten „no-take-times“ bzw. „no-take-areas“, also Bereiche in denen zeitlich bzw. örtlich begrenzt alle oder bestimmte Handlungen des Menschen verboten werden, müssen ausgeweitet werden.
Zudem muss beachtet werden, dass Land, Küstenbereich und Meer miteinander verknüpft sind. Stoffe die in Industrie und Landwirtschaft an Land eingesetzt werden können so im Wasser landen und dort ungewünschte Effekte auslösen. Daher muss mit Weitsicht und einer vernetzten Sichtweise an Probleme und Lösungsmöglichkeiten herangegangen werden.
„Wir wollen die Aktion nutzen, die Bevölkerung auf die Vielfalt der Lebewesen in der Ostseeregion und deren Gefährdung sowie Schutzwürdigkeit hinzuweisen“, erklärt Leonie Nikrandt vom NABU-Team in Mecklenburg-Vorpommern.
Zum Hintergrund:
Die Mitgliedsstaaten müssen regelmäßig zur EU-Kommission nach Brüssel berichten, wie es um den Zustand all jener Arten und Lebensräume steht, die von den Europäischen Naturschutzrichtlinien (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie) geschützt werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat die aktuellen, Ende 2019 bzw. Anfang 2020 veröffentlichten Berichte nun aufbereitet und die wesentlichen Erkenntnisse in einem Bericht zur Lage der Natur vorgestellt. Bereits seit dem Jahr 2015 läuft ein Vertragsverletzungsverfahren wegen unzureichender Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, das zuletzt im Februar noch einmal verschärft wurde. Bis zum 15. Juni hat Deutschland nun Zeit, eine Anklageerhebung vor dem Gerichtshof der Europäischen Union noch abzuwenden.
Die Natur in Deutschland befindet sich in einem schlechten Zustand. Mehr als zwei Drittel der zu schützenden Arten befinden sich in einem ungünstigen Erhaltungszustand und fast die Hälfte der Lebensräume zeigen einen negativen Entwicklungstrend. So das ernüchternde Ergebnis des Bundesamts für Naturschutz (BfN) in seinem Bericht zur „Lage der Natur in Deutschland“. Mehr →
Mehr zum Projekt Viel&Meer
Den wenigsten Meereslebewesen ist man selbst schon einmal begegnet. Trotzdem haben viele Handlungen im Alltag negative Folgen auf die Meeresumwelt. Mit dem Projekt "Viel & Meer" will der NABU das Umweltbewusstsein im Bereich Meeresschutz steigern. Mehr →