Pilze
Recyclingspezialisten unserer Wälder
Jetzt hört und liest man es überall: Wir haben ein gutes Pilzjahr! Grund dafür ist wohl der verregnete Sommer. So hat die Jahreszeit zumindest für Pilzsammler und Feinschmecker etwas Gutes. Doch was genau sammeln und essen wir da eigentlich?
Weder Tier noch Pflanze
Pilze betreiben keine Photosynthese, also gehören sie nicht zu den Pflanzen. Stattdessen ernähren sie sich von toten oder lebenden Organismen aus der Umgebung - genau wie Tiere es tun. Doch auch ins Tierreich gehören die Pilze nicht. Schließlich gleicht der Aufbau ihrer Zellen eher den Pflanzen. Ein Pilz ist also weder "Fleisch noch Fisch".
Den größten Teil der Pilze bekommen wir beim Sammeln oder Spazierengehen gar nicht zu Gesicht. Lediglich die Fruchtkörper wachsen „überirdisch“, treten also zu Tage. Das tatsächliche Pilzleben spielt sich unter der Erdoberfläche ab. Der eigentliche Pilzkörper besteht dabei aus einem fadenartigen Zellgeflecht, welches im Boden oder in einem anderen Organismus gedeiht. So ein Pilzgeflecht kann sich im Extremfall über eine mehrere Hektar große Fläche erstrecken, einige Tonnen wiegen und über tausend Jahre alt werden!
Ernährer des Waldes
Im Naturkreislauf sind die Pilze fürs Recycling zuständig. Zusammen mit den Bakterien kümmern sich die Pilze um die Zersetzung im Stoffkreislauf unserer Ökosysteme. Sie zerlegen beispielsweise Holz, zersetzen vertrocknete Blätter und Früchte und bauen Horn und Fette ab. Dabei führen sie Stickstoffe und andere Nährstoffe in den Boden zurück, wo diese Pflanzen und Tieren erneut zur Verfügung stehen. Diese Recycling-Aufgabe macht Pilze aus ökologischer Sicht zu den Ernährern des Waldes.
Eine weitere Schlüsselrolle haben Pilze als wichtiger Partner in einer Lebensgemeinschaft - auch Symbiose genannt. Eine besondere Lebensgemeinschaft bilden zum Beispiel Pilze und Algen: die Flechten. Aber auch die Wurzeln unserer Bäume gehen eine Symbiose mit Pilzen ein. Die sogenannte Mykorrhiza, übersetzt "Pilzwurzel", versorgt den Baum mit Nährstoffen und Wasser aus der Erde. Im Gegenzug erhält der Pilz die lebensnotwendigen Stoffe, wie Eiweiße, Vitamine und vor allem Zucker, der bei der Photosynthese in den Blättern entsteht.
Gradmesser für Umweltbelastungen
Bislang sind etwa 100.000 Pilzarten bekannt. Man geht allerdings davon aus, dass weltweit mehr als eine Millionen Arten existieren. Doch viele Pilze sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Sie reagieren sehr empfindlich auf Umweltbelastungen. So ist bereits in den 1970er Jahren in Zusammenhang mit Forschungen über das Waldsterben erkannt worden, dass vor dem Wald die Pilze sterben, beziehungsweise der Artenschwund der Pilze mit dem Absterben der Bäume gekoppelt ist. Soll das Artensterben im Wald gestoppt werden, müssen wir uns für eine naturnahe, schonende Bewirtschaftung und für großflächige Waldschutzgebiete einsetzen.
Aus dem Wald auf den Tisch: Tipps für Pilzsammler
Eigentlich sollte es jeder Pilzsammler wissen: Beim Sammeln müssen die Stiele knapp über dem Boden abgeschnitten oder die Pilze vorsichtig herausgedreht werden. Entsteht dabei ein Loch ist dieses mit Erde aufzufüllen, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet. Mit diesen Methoden bleibt das Myzel erhalten und der Pilz lebt weiter. Reißt man hingegen den Fruchtkörper aus dem Boden, wird das Erdgeflecht zerstört und der Pilz getötet.
Viele Speisepilze haben giftige Doppelgänger (zum Beispiel Wiesen-Champignons und Knollenblätterpilze). Deshalb gilt es, beim Sammeln nur die Pilze mitzunehmen, die man kennt und verwerten kann.
Herbstzeit ist Pilzzeit. Während sich Kenner über die beliebten Speisepilze hermachen, sollten Unerfahrene vorsichtig sein. Der wohl begehrteste unter den Speisepilzen − der Steinpilz − kann mit seinem giftigen Bruder, dem Satansröhrling, verwechselt werden. Mehr →