Gaspipeline Nord Stream 2 zementiert das fossile Zeitalter und bedroht die sensible Ostsee
NABU gibt umfangreiche Stellungnahme zum geplanten Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 ab
01. Juni 2017 - Die Pipeline Nord Stream 2 soll auf mehr als 1200 Kilometern Länge durch die gesamte Ostsee gebaut werden, um russisches Erdgas nach Deutschland zu transportieren. Der NABU ist sicher: Das Vorhaben gefährdet Klimaziele, es steht in krassem Widerspruch zu geltendem Energie- und Umweltrecht und zerstört Schutzgebiete in der Ostsee.
„Der Bau einer zusätzlichen Pipeline ist völliger Irrsinn. Wir brauchen weniger und nicht mehr fossile Energie, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Statt Investitionen in fossile Infrastruktur zu versenken, muss in Energiesparen, Energieeffizienz und naturverträgliche erneuerbare Energien investiert werden“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller, der auch dem Argument der Brückentechnologie nichts abgewinnen kann. „Erdgas ist eine Brückentechnologie, aber diese Brücke führt ins Nichts! Auch wenn beim Verbrennen weniger direkte Treibhausgase ausgestoßen werden als bei Öl oder Kohle - schon geringste Mengen Erdgas, die bei der Förderung, Transport oder Nutzung entweichen, machen diesen Vorteil zu Nichte, denn Erdgas selbst ist sehr viel klimaschädlicher als CO2.“
Die Pipeline ist für die Gasversorgung Deutschlands nicht erforderlich, so dass ihr Bau überhaupt nicht gerechtfertigt ist. Damit widerspricht der Bau dem Bundesnaturschutzgesetz, das klar festlegt: „Erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind vom Verursacher vorrangig zu vermeiden“ (Paragraph 13). Trotzdem schafft die Nord Stream 2 AG heute bereits Fakten und setzt Entscheidungsträger damit unter Druck. Obwohl eine Genehmigung des Vorhabens noch nicht absehbar ist, rollen die Pipelinerohre schon Richtung Ostsee.
Katastrophe für Ökosystem Ostsee
„Für das sensible Ökosystem Ostsee ist das Vorhaben eine Katastrophe. Die Ostsee ist durch Fischerei, Sand- und Kiesabbau, Schifffahrt und massive Nährstoffeinträge bereits extrem belastet. Für das Projekt Nord Stream wird der Meeresboden aufgebaggert und dadurch weitere Nährstoffmassen freigesetzt. Allein im Greifswalder Bodden sind es 15 Tonnen Phosphor. Beim Bau werden Seetaucher und Meeresenten gestört und durch den Lärm die extrem bedrohten Schweinswale vertrieben – und das alles im Schutzgebiet“, so NABU Meeresexpertin Anne Böhnke-Henrichs.
In den deutschen Meeresgewässern verläuft die Trasse vollständig durch Natura-2000-Gebiete, die für den Schutz von Seevögeln, Riffen oder Seegraswiesen eingerichtet wurden. Der geplante Bau der Gaspipeline würde die Zielvorgaben gleich mehrerer EU-Umweltrichtlinien, nämlich der Wasserrahmenrichtlinie, Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH-RL) und Vogelschutzrichtlinie (VRL) konterkarieren und bestehende Schutzgebiete entwerten. Dabei läuft gegen Deutschland bereits ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission. Grund: Eine unzureichende Umsetzung des Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
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