Trauer um Dr. Wolfgang Mewes
Herber Verlust für den Kranichschutz in Deutschland
Die Rufe der Kraniche ertönten über Karow als letzten Gruß für ihren Kenner und Freund.
1965 kam Wolfgang Mewes als junger Lehrer von der Uni Halle an die Polytechnische Oberschule nach Karow. Hier war er 25 Jahre als Fachlehrer für Biologie und Sport tätig. In dieser Zeit hat er sich z.B. durch die Betreuung von naturwissenschaftlichen Schüler-Arbeitsgemeinschaften und ehrenamtlich u.a. als Pilzberater, Vogelberinger, NSG-Gebietsbetreuer, Kreisnaturschutzbeauftragter oder Leiter der Fachgruppe Ornithologie des damaligen Kreises Lübz, engagiert. Auch der Aufruf zur Gründung eines NABU-Kreisverbandes Lübz im Mai 1990, des zweiten Kreisverbandes in unserem Bundesland, trägt die Unterschrift von W. Mewes. In diese Zeit fallen auch eine Vielzahl von feldornithologischen Untersuchungen und Veröffentlichungen, die Arbeit in diversen Arbeits- und Fachgruppen zum Natur- und Artenschutz, sowie der Beginn einer Liebe zu den großen Vögeln: Kranich und Seeadler.
Insbesondere die erstere der beiden genannten Arten hielt ihn bis zu seinem Tod fest in ihrem Bann – und das nicht nur hier vor Ort, sondern auch auf nationaler und internationaler Ebene. Als 1991 die Arbeitsgemeinschaft „Kranichschutz Deutschland“ gegründet wurde, gehörte er zu den Mitbegründern, ab 1996 war er deren Sprecher. Der Höhepunkt dieser intensiven Beschäftigung mit dem Kranich war seine Dissertation. Wolfgang Mewes wurde 1996 mit der Arbeit „Bestandsentwicklung des Kranichs Grus grus in Deutschland und deren Ursachen“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Dr. rer. nat. promoviert. Der erste Band von „50 Jahre Kranichschutz und -forschung in Deutschland – Chronik einer Erfolgsgeschichte“ wurde am Todestag von Wolfgang Mewes ausgeliefert. Er hatte u.a. die Redaktion inne, hat das fertige Buch jedoch nicht mehr gesehen. In einer Laudatio von Kranichschutz Deutschland heißt es: „Ohne das Wirken von Dr. Wolfgang Mewes hätte der Kranichschutz in Deutschland niemals diesen einzigartigen Stellenwert mit einem großen Netzwerk ehrenamtlicher Kranichschützer erhalten. Herzlichen Dank!“ Bedarf es da noch mehr Worte?
Anlässlich seines 80. Geburtstages sollte Wolfgang Mewes für seine umfassenden Verdienste im Naturschutz die Ehrennadel des NABU in Gold erhalten.
Grundstein für den heutigen Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide
Mit der politischen Wende in der DDR begann auch für Wolfgang Mewes ein neuer Arbeitsabschnitt. Durch sein unermüdliches Engagement und seine Initiativen legte er den Grundstein für den heutigen Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide, deren erster Leiter er dann auch von 1990 bis 2005 war. Das war eine sehr arbeitsintensive Zeit, galt es doch den Naturpark zu etablieren, entsprechende gesetzliche Regelungen mit zu erarbeiten und umzusetzen, den Naturpark öffentlich wirksam darzustellen, Naturschutz- und Infrastrukturprojekte zu entwickeln und umzusetzen, eine funktionierende Verwaltung aufzubauen und vieles andere.
Wolfgang Mewes hat als umsichtiger Leiter der Verwaltung mit Hilfe vieler Kräfte (ABM, LKZ, …) und dem 1991 gegründeten Förderverein den Naturpark zu einem hohen Bekanntheitsgrad in der Region und in unserem Bundesland verholfen. Seine Fachkompetenz, Initiativen, pragmatischen Vorschläge und Entscheidungen waren bis in höchste Kreise bekannt, geachtet und gefragt. So geht das Prinzip der Trägerschaft der „Naturparke neuer Prägung“ für alle Naturparke in Mecklenburg-Vorpommern nicht unwesentlich auf das Konto von Wolfgang Mewes. Für diese Aktivitäten beim Aufbau des Naturparks wurde Wolfgang 1996 mit dem „Bruno H. Schubert-Preis“ geehrt.
Neben seiner Tätigkeit im Naturpark war Wolfgang Mewes als Gemeindevertreter und als Abgeordneter des Kreistages tätig. Hier leitete er über drei Legislaturperioden den Umweltausschuss und nahm wesentlichen Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen zum Umwelt- und Naturschutz, zur Abfallwirtschaft und nicht zuletzt auf die Entwicklung des Naturparks.
Wolfgang Mewes hinterlässt neben seiner Ehefrau Ulrike zwei erwachsene Kinder, vier Enkel und einen Urenkel. Ihnen gilt unser tiefes Mitgefühl.
Wir werden den unermüdlichen Kämpfer für die Natur und seine Geschöpfe in steter Erinnerung behalten!
NABU Regionalverband Parchim & Landesverband Mecklenburg-Vorpommern / November 2022