Biodiversitätsstadtplan für Greifswald
Wege zur Artenvielfalt für Entdeckungstour in der Hansestadt
Der Biodiversitätsstadtplan gibt eine Übersicht über die wichtigsten tierischen und pflanzlichen Sehenswürdigkeiten Greifswalds und stellt einige ausgewählte Orte und Lebensräume vor.
Im Folgenden werden alle Sehenswürdigkeiten aus dem Flyer und einige Weitere ausführlich beschrieben und vorgestellt. Viel Spaß beim Entdecken und Kennenlernen unserer lokalen Artenvielfalt.
- Besondere Orte und Lebensräume
- Tierische Sehenswürdigkeiten
- Pflanzliche Sehenswürdigkeiten
Besondere Orte und Lebensräume
1. Die Salzwiesen
Nördlich des Rycks, hinter dem Schilfgürtel, liegen die Greifswalder Salzwiesen. Sie sind geprägt durch regelmäßige Überflutungen und stellen einen besonderen und schützenswerten Lebensraum dar. Die Salzwiesen dienen vielen Vogelarten als Brut- oder Rastplätze, da die Tiere hier reichlich Nahrung finden. Auch zahlreiche Insekten sind auf diesen besonderen Lebensraum angewiesen. Da die Salzwiesen ein sehr extremer Standort sind, leben hier die echten Überlebenskünstler. Einige Arten sind perfekt an die extremen Bedingungen angepasst und füllen somit diese ökologische Nische. Zu den typischen Pflanzen der Salzwiesen gehören unter anderem Stranddreizack und Erdbeerklee.
2. Vogelbeobachtungsturm
Ebenfalls auf der Nordseite des Rycks befindet sich ein Vogelaussichtsturm. Man erreicht den Turm über Wanderwege entlang der Salzwiesen. Abhängig von der Jahreszeit und Wetterlage können dort verschiedenste Vogelarten beobachtet werden. Während des Vogelzuges, also im Frühjahr und Herbst, finden sich zahlreiche Zugvögel auf den feuchten und teilweise nassen Wiesen ein, um Nahrung zu suchen oder zu rasten. Im Sommer finden sich auch einige Arten zur Brut ein. Der Turm wird von der Fachgruppe für Ornithologie und Vogelschutz des NABU Kreisverbandes Greifswald betreut. Bei Interesse an einer geführten Wanderung oder für weitere Informationen melden Sie sich beim Greifswalder Kreisverband.
3. Stadtpark
Der Greifswalder Stadtpark liegt zwischen den Stadtteilen Ostseeviertel und Schönwalde und dient als zentraler Erholungsplatz. Sowohl Menschen als auch Tiere können hier die Natur, mitten in der Stadt, genießen. Die grüne Oase zwischen den Neubaublöcken ist von schmalen Wegen und Pfaden durchzogen und an einigen Stellen mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Dieses kleine Stück „wilde Natur“ mitten in der Stadt bietet zahlreichen Vögeln wie Amseln, Finken und Maisen ein Zuhause. Auch eine Vielzahl Insekten und Amphibien fühlt sich hier sehr wohl. Im südöstlichen Teil ist ein kleiner Teich zu finden. Hier können im Frühling und Sommer Kaulquappen beobachtet werden. Neben Vögeln, Insekten und Amphibien leben auch kleinere Säugetiere wie Igel und Hasen im Greifswalder Stadtpark. Vor allem bei gutem Wetter und während der Dämmerung lässt sich das bunte Treiben im Stadtpark gut beobachten. Wenn Sie sich auf eine Bank setzen, sich ruhig verhalten und einen Moment abwarten, fühlen die meisten Tiere sich ungestört und gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, bei denen Sie die Tiere dann beobachten können. Abgesehen von den verschiedensten Tieren gibt es auch eine Menge Pflanzen zu bestaunen.
4. Botanischer Garten
Der seit 1763 existierende Botanische Garten in der Münterstraße gehört zur Greifswalder Universität. Das Ziel des botanischen Gartens ist es, Wissen über die Pflanzenwelt zu vermitteln und das Interesse am Artenreichtum der Pflanzenwelt zu wecken. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen an Veranstaltungen der Botanikschule teilzunehmen oder selbstständig auf Entdeckungstour durch den Garten zu gehen. Im Freilandbereich erwarten Sie unter anderem verschiedenste Kräuter und Heilpflanzen. In den Gewächshäusern befinden sich sowohl tropische als auch heimische Pflanzen, wodurch die enorme Artenvielfalt der Pflanzenwelt deutlich wird.
5. Arboretum
Auch das Arboretum gehört zu Universität Greifswald und hat zum Ziel, Wissen über Pflanzen zu vermitteln. Das Arboretum befindet sich in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße und wurde erst 1934 angelegt. Das Arboretum ist mit kleinen Wegen und Pfaden durchzogen und ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. So sind die Pflanzen, vorwiegend Gehölze, nach Herkunftsregion geordnet. Während eines Spaziergangs durch die Anlage ist es also möglich, die über 1.600 besonderen Gehölze aus den verschiedensten Regionen der Welt zu bestaunen.
6. Regenrückhaltebecken
Im Westen Greifswalds befindet sich das Regenrückhaltebecken an den Fleischerwiesen. Es dient als Wasserspeicher bei Hochwasserpitzen. Um den Teich herum führt ein Wanderweg und es gibt Bänke am Wegesrand. Von hier aus lässt sich der Blick auf das Wasser genießen. Das Rückhaltebecken gilt, trotz seiner kleinen Größe, als sehr fischreich. Es leben dort Hechte und Aale, aber auch Karpfen, Barsche und Zander sind sehr häufig. Neben den Fischen fühlen sich auch verschiedene Wasservögel dort sehr wohl. Stockenten, Höckerschwäne, Graugänse und Blässhühner ziehen alljährlich ihre Jungen im bewachsenen Uferbereich des Teiches auf. Auch Insekten und Amphibien leben gern an und im Regenrückhaltebecken und pflanzen sich dort fort. Zum Ende des Frühlings bis in die Anfangszeit des Sommers ist es möglich, am Ufer unzählige Kaulquappen zu beobachten.
7. Ryck
Der Greifswalder Ryck ist ein über 30 Kilometer langer Fluss und mündet in den Greifswalder Bodden. Das brackige Wasser des Flusses bietet einer Vielzahl von Fischen einen geeigneten Lebensraum. Zu diesen Arten gehören Aale, Hechte, Barsche, Zander und verschiedenste Weiß- und Plattfischarten. Der Fluss ist im Uferbereich größtenteils mit Schilf bewachsen. Unter der Wasseroberfläche bietet das Schilf ein ideales Versteck für die Fische, aber auch oberhalb des Wassers bietet der Schilfgürtel einen Lebensraum für diverse Tierarten. Der Ryck ist ein sehr schmaler Fluss, lediglich die letzten 5,5 Kilometer des Flusses zählen als Gewässer erster Ordnung und werden von Schiffen befahren. Früher, im Mittelalter, spielte der Ryck eine bedeutende Rolle für den Handel. Der Greifswalder Hafen galt als Seehafen und verschaffte Greifswald den Titel als Hansestadt.
8. Elisenhain
Der Elisenhain ist Teil des Naturschutzgebietes Eldena und steht demzufolge unter Schutz. Es handelt sich hierbei um ein Waldgebiet das heutzutage, wie bereits in der Vergangenheit, als Erholungsgebiet genutzt wird. Durch den Wald führen viele miteinander vernetzte Wanderwege. Abseits der Wege fühlen sich die tierischen Waldbewohner sehr wohl. Im Elisenhain sind Rehe, Wildschweine, Eichhörnchen, Spechte und Eulen zu Hause. Aber auch Mäuse, Hasen, Igel, Ameisen und Co. leben hier. Der Besuch des Elisenhains lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Im Frühling sorgen verschiedenste Frühblüher für bunte Tupfer und Blumendecken, Im Sommer kreucht und fleucht es an jeder Ecke des Waldes. Im Herbst raschelt das bunte Laub und die Tiere legen Vorräte an oder fressen sich einen sogenannten Winterspeck an. Auch ein Winterspaziergang durch den Wald kann sehr erholsam, aber auch interessant sein, denn auch im Winter ist noch so Einiges los.
9. Greifswalder Bodden
Der Greifswalder Bodden ist eine Einbuchtung der Ostsee und besteht aus brackigem Wasser. Das Brackwasser setzt sich aus Süßwasser aus dem Ryck und Niederschlägen sowie dem leicht salzigen Wasser aus der Ostsee und dem Peenestrom zusammen. Es ist nicht eindeutig geklärt, woher der Name Bodden kommt, es wird jedoch angenommen, dass Bodden so etwas wie „bodennah“ bedeutet. Bodden sind sehr flache Gewässer. Der Greifswalder Bodden ist an der tiefsten Stelle lediglich 13 Meter tief. Die durchschnittliche Tiefe beträgt allerdings nur circa fünf Meter. Alljährlich kommen große Mengen Heringe in den Greifswalder Bodden, um hier zu laichen. Der Bodden wird deshalb auch als „Kinderstube des Herings“ bezeichnet. Das Gebiet spielt also eine wichtige Rolle für den Erhalt der Heringspopulationen. Jedoch ist der Greifswalder Bodden, wie die meisten Gewässer der Welt, mittlerweile von Eutrophierung und Überfischung betroffen. Zahlreiche Umweltschutzorganisationen setzen sich für den Schutz dieses wertvollen Lebensraumes ein.
Auch Sie können einen Beitrag leisten, indem sie biologisch angebaute Produkte aus der Region kaufen und auf chemische Produkte verzichten.
Schon gewusst? Eutrophierung ist der Überschuss von Nährstoffen. Stickstoff und Phosphor gelangen insbesondere durch die intensive Landwirtschaft und den Verkehr in extrem hohen Mengen in die Gewässer. Dadurch können sich vor allem einzellige Algen an der Wasseroberfläche schnell vermehren und zu Algenteppichen ausbreiten. Diese Algenteppiche sorgen dafür, dass wenig Licht in die unteren Schichten gelangt und sich der Sauerstoffgehalt des Wassers reduziert, da Sauerstoff beim Zersetzen der abgestorbenen Pflanzenteile verbraucht wird. Eutrophierung ist ein durch Menschen verursachtes Umweltproblem und zerstört langsam, aber sicher unsere Ökosysteme.
10. Karrendorf
Rund 12 Kilometer nördlich von Greifswald liegt der Ort Karrendorf. Auf den Karrendorfer Wiesen befindet sich ein Aussichtsturm, von dessen Plattform aus sich ein toller Blick über die feuchten Wiesen und den Kooser See bis hin zur Insel Koos bietet. Hier ruhen und fressen etliche Wasservogelarten wie Bergenten, Schellenten und Zwergsäger.
11. Hanshagen
Ebenfalls rund 12 Kilometer von Greifswald entfernt, in südöstlicher Richtung, liegt das Dorf Hanshagen. Hanshagen ist berühmt für die mittelalterliche Wassermühle am Hanshäger Bach, welcher durch das Erosionstal fließt. Das Erosionstal heißt „Heithörn“ und steht unter Landschaftsschutz. Die ländliche Idylle des kleinen Dorfes ist jederzeit einen Besuch wert.
12. Dänische Wieck
Die Ziesemündung liegt an der Dänischen Wieck, einer Bucht des Greifswalder Boddens. Auf den Salzgraswiesen rund um die Ziesemündung lassen sich im Frühling und Herbst hervorragend Kraniche beobachten. Auch das Strandbad Eldena liegt an der Dänischen Wieck und wird vor allem in den warmen Monaten sowohl von Touristen als auch Einheimischen gern besucht.
13. Gemeinschaftsgarten
Der NABU-Gemeinschaftsgarten „Bunte Flora“ im Stadtteil Schönwalde II steht allen Interessierten offen, sei es, um tatkräftig mit anzupacken oder gemeinsam mit anderen Naturfreunden im Grünen zu sein. Der Garten ist circa 120 Quadratmeter groß und verfügt über eine Laube. Für weitere Informationen und aktuelle Termine, schauen Sie auf der Website des Gartens vorbei. Wir freuen uns auch über Ihren Besuch.
Tierische Sehenswürdigkeiten
14. Wanderfalken
Mit Höchstgeschwindigkeiten von über 300 km/h ist er das schnellste Lebewesen auf der Erde: der Wanderfalke. Seit 2012 lebt ein Brutpaar des seltenen Greifvogels in der Greifswalder Innenstadt. Die Marienkirche dient dem Paar seit 2016 erfolgreich als Nistplatz. Auch Turmfalken nisten seit einiger Zeit an der Marienkirche. Das jährliche Brutgeschehen der Falkenfamilien wird durch die Marien-Gemeinde dokumentiert und veröffentlicht, schauen Sie doch mal auf der Website vorbei. Das Greifswalder Wanderfalkenpaar bleibt das ganze Jahr über standorttreu, was jedoch nicht auf alle Wanderfalken zutrifft. Die Greifswalder Wanderfalken bleiben aufgrund des reichlichen Nahrungsangebotes in der Stadt. Die Nahrungsgrundlage der großen Falkenart bilden kleinere Vögel, welche im Flug erjagt werden. Dank der Wanderfalken können Ornithologen oft feststellen, welche kleineren Vogelarten gerade auf dem Zug sind. Denn die Wanderfalken verspeisen die Vögel und hinterlassen dabei deutliche Spuren in Form von Gefieder. Anhand der gefundenen Federn können die Vögel bestimmt werden.
15. Biber
Durch den auffälligen, platten und breiten Schwanz lässt sich der Biber leicht von anderen Nagetieren unterscheiden. Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv und reine Pflanzenfresser. Bei der Auswahl ihrer Nahrung sind sie nicht sehr wählerisch. Biber leben in Familienverbänden an fließenden Gewässern. Die fuchsgroßen Nager fällen Bäume, um anschließend Staudämme und Burgen aus dem Material zu erbauen. Der Eingang zur sogenannten Biberburg liegt immer unterhalb des Wasserspiegels. Über einen röhrenförmigen Gang gelangen die Biber ins trockene Innere des Baus. In dem Revier einer Biberfamilie befinden sich meist zwei bis drei Biberbauten. Durch die gebauten Staudämme werden die Flüsse oftmals zu Seen gestaut, welche manchmal landwirtschaftlich genutzte Flächen überschwämmen. Außerdem nehmen die Tiere beim Fällen der Bäume keine Rücksicht auf deren Schutzstatus. Dadurch erfreut sich der einst stark bedrohte Biber nicht überall großer Beliebtheit. Biber stehen seit langer Zeit unter Naturschutz, so konnten sich die Populationen zunehmend erholen. Entlang des Rycks können Sie an verschiedenen Stellen die deutlichen Nagespuren der Biber entdecken, mit etwas Glück treffen Sie sogar den tierischen Holzfäller persönlich an.
16. Mauersegler
Mauersegler sind echte Langstreckenzieher, denn sie überwintern in Afrika, südlich des Äquators. Von Anfang Mai bis August halten die Vögel sich jedoch in Mitteleuropa auf, also auch hier bei uns. In Greifswald ist der Mauersegler häufig an Häusern, die mit Mauerseglerkästen versehen sind, anzutreffen. Aber auch unter Dächern von Altbauten oder in anderen Gebäudenischen von vorrangig alten Gemäuern halten die Tiere sich gern auf. So ist es möglich die Mauersegler an den mit Nistkästen versehenen Wohnblocks im Ostseeviertel und Schönwalde zu beobachten, oder an der Waldorfschule. An einem Wohnblock in der Makarenkostraße ziert ein großes Gemälde eines Mauerseglers die Hauswand. Heutzutage gehen jedoch viele mögliche Nistplätze verloren durch Gebäudesanierungen und den Abriss alter Häuser. Das Anbringen von Nistkästen sorgt dafür, dass die Tiere auch inmitten von Wohnblocks geeignete Unterschlüpfe und Brutplätze finden. Abgesehen von der Brutzeit, verbringt diese Vogelart ihr gesamtes Leben in der Luft. Sowohl der „Schlaf“, also die Ruhephasen, als auch das Fressen, Trinken und die Fortpflanzung finden im Flug statt.
17. Fledermäuse
In Greifswald leben verschiedene Fledermausarten, wie Zwergfledermäuse, Mückenfledermäuse, Abendsegler, aber auch große Mausohren. Fledermäuse nutzen gern alte Specht-Baumhöhlen, wie sie zum Beispiel im Elisenhain zu finden sind, aber auch andere trockene und vor Frost geschützte Höhlen werden gern als Unterschlupf angenommen. Dank ihrer Flughäute sind Fledertiere, als einzige Säugetiere der Welt, in der Lage zu fliegen. Sie sind jedoch keine blutsaugenden Vampire, sondern ernähren sich ab Beginn der Dämmerung von am Boden lebenden Käfern und Spinnentieren. Dabei nutzen sie vor allem ihren Höhr- und Geruchssinn, die Echoortung spielt bei der Nahrungssuche kaum eine Rolle. Ein Mausohr-Weibchen bringt maximal ein Jungtier pro Jahr zur Welt. In der sogenannten „Wochenstube“ teilen sich die Weibchen die Aufsicht der Jungen und wechseln sich mit der Nahrungssuche ab. Jedes Muttertier erkennt seinen Nachwuchs am individuellen Geruch und Lauten. Ab September beginnen die Mausohren ihren jährlichen Winterschlaf, welcher aus mehreren bis zu sechswöchigen Schlafphasen besteht. Für diese Ruhephase ziehen sie sich in die geschützten Verstecke zurück. Dazu gehört auch der alte Bierkeller in Eldena. Aber auch Fledermauskästen, wie sie an den Wohnblöcken im Ostseeviertel und in Schönwalde angebracht sind, werden gern von Fledermäusen bezogen. Dort hängen die Tiere kopfüber und zehren von ihren vorher angelegten Fettreserven. Ab März erwachen die Tiere allmählich aus dem Winterschlaf und verlassen das Winterquartier.
18. Eisvögel
Die Anwesenheit von Eisvögeln ist ein hervorragender Indikator für die gute Qualität der umliegenden Gewässer. In stark industrialisierten und dicht bevölkerten Regionen sind die Vögel mittlerweile eine ausgesprochene Seltenheit. Das leuchtend bunte Federkleid macht den etwa spatzengroßen Eisvogel unverwechselbar. Akustisch ist der Eisvogel durch ein hohes, durchdringendes „tjiih“ erkennbar. Meist verrät uns erst der Ruf seine Anwesenheit, denn trotz seines auffälligen Gefieders ist diese Vogelart über dem Wasser oder im dichten Bewuchs am Wasserufer bestens getarnt. Mit etwas Glück ist es jedoch möglich, die Tiere in Aktion zu erleben, zum Beispiel in Wieck, nahe der Mole und des Utkieks. Die Nahrung der Eisvögel besteht überwiegend aus kleinen Fischen. Im Sommer gehören auch Insekten und seltener kleine Frösche oder Kaulquappen zum Nahrungsspektrum. Eisvögel brüten in kleinen Röhren an steilen Wänden, wie Steilufern und Klippen. Da das Brutplatzangebot der limitierende Faktor für diese Art ist, sollte der Erhalt der verbliebenen naturnahen Fließgewässer mit Steilufern für Brutröhren an erster Stelle stehen.
19. Möwen
In Greifswald lebt eine Vielzahl verschiedener Möwenarten. Die Tiere halten sich bevorzugt in der Nähe des Wassers, also des Rycks oder Greifswalder Boddens auf. So kann man in der Hansestadt unter anderem Lachmöwen, Silbermöwen, Sturmmöwen und Mantelmöwen sehen. Lachmöwen heißen nicht etwa so, weil ihre Schreie wie ein schrilles und gehässiges Lachen klingen, sondern weil sie die Nähe des Wassers lieben, also auch Wasserlachen. Die Vertreter der kleinen Möwenart sind im Sommer gut an ihrem schwarzen Kopf zu erkennen, im Winter, wenn sie ihr Prachtkleid abgelegt haben, erinnert lediglich ein kleiner grauer bis schwarzer Fleck an den Schläfen der Tiere an den einst dunkel gefärbten Kopf. Silbermöwen sind deutlich größer und haben gelbe Schnäbel mit einem markanten roten Punkt an der Unterseite. Der Schnabel, sowie die schwarzen Schwanzfedern und grauen Flügeldecken auf dem Rücken der sonst weißen Möwen, machen es einfach die Tiere zu erkennen. Zum Winter hin wechseln die Silbermöwen allerdings ihr Federkleid in ein braun-graues Tarngefieder. Silbermöwen, aber auch Sturmmöwen, haben sich die Bebauung besiedelter Gebiete zu Nutzen gemacht und brüten bevorzugt auf Flachdächern. Männchen und Weibchen wechseln sich während der Brutzeit ab und ziehen die Jungen gemeinsam auf. Während dieser Zeit kann es recht laut auf den städtischen Hausdächern werden, doch der Anblick der kleinen, grau gesprenkelten Küken entschädigt die Lärmbelästigung. In Greifswald kann man die verschiedenen Möwenarten das ganze Jahr über am Museumshafen oder in Wieck an der historischen Klappbrücke antreffen. Möwen ernähren sich hauptsächlich von Fischen und Insekten, sagen aber auch zu dem ein oder anderen Fischbrötchen oder Eis nicht nein.
20. Fische
Der Ryck gilt als artenreiches Gewässer und ist bei Anglern beliebt. Der Fluss stellt einen geeigneten Lebensraum für verschiedenste Fischarten dar. Vor allem Aale, Hechte, Barsche und Zander, aber auch verschiedene Weiß- und Plattfischarten leben in dem circa 30 Kilometer langen Fluss, welcher in den Bodden mündet. Für Hechte bietet der Schilfgürtel des Rycks ein geeignetes Versteck. Zander und Barsche mögen das brackige und trübe Wasser, aber auch Aale fühlen sich hier sehr wohl und finden in der Dämmerung ausreichend Nahrung, wie beispielsweise Würmer, Insekten, Fische und andere kleine Lebewesen. Grundeln und Plattfische wie Flundern profitieren vom schlammigen Boden des Flusses und können sich dort perfekt tarnen und somit vor Feinden schützen. Um die Fischbestände jedoch vor Überfischung zu schützen, gelten bestimmte Regelungen. Für aktuelle Informationen zu den Regelungen wenden Sie sich an das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei.
21. Garnelen
Im Greifswalder Bodden, welcher zur Ostsee gehört, leben unter anderem Schwebgarnelen und Felsengarnelen. Schwebgarnelen finden sich oftmals zu Schwärmen aus Hunderten und Tausenden Individuen zusammen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind brackige Gewässer wie der Greifswalder Bodden, wo sie sich vor allem in Bodennähe aufhalten. Es gibt jedoch auch Arten, die das offene Meer bevorzugen oder sich im Boden eingraben. Kleine Krebstiere wie die Schwebgarnelen gehören zum Zooplankton und sind somit wichtige Nahrungsgrundlage für Fische. Es gibt circa 1.000 verschiedene Schwebgarnelenarten, wovon einige nur drei Millimeter, andere aber bis zu 2,5 Zentimeter groß werden. Sie haben alle eine für Garnelen typische Körperform und sind meist transparent. Deutlich auffälliger sind hingegen die Felsengarnelen. Sie sind größer als die Schwebgarnelen und haben farbige Punkte oder Streifen auf ihrem Körper, um noch besser getarnt zu sein. Die große oder auch hübsche Felsengarnele hat blaue Ringe an den Scheren und Beinen und ist dadurch etwas auffälliger. Auch die Ostseegarnele gehört zur Gattung der Felsengarnelen.
22. Fischotter
Die Fischotter tummeln sich heute dank ganzjähriger Schonzeit wieder gesellig mit viel Neugier und Spieltrieb an Flüssen wie dem Ryck. Sie können eine Körpergröße von bis zu 120 Zentimeter erreichen, wovon circa ein Drittel der kräftige und völlig behaarte Schwanz ausmacht. Fischotter sind echte Tauchkünstler und schaffen es bis zu acht Minuten unter Wasser zu bleiben. Sie sind nachaktiv und legen während ihrer nächtlichen Beutezüge oft bis zu 20 Kilometer Weg zurück. Für diese Ausdauer vertilgt ein ausgewachsenes Tier gut und gern ein Kilo Fisch pro Tag. Fischotter kommen in ganz Europa und Asien, bis über den nördlichen Polarkreis hinaus, sowie in Marokko und Algerien vor. Tagsüber verstecken die Tiere sich in Kuhlen und Ausbuchtungen am Ufer oder in Baumhöhlen nahe des Gewässers. Gelegentlich nimmt der Otter auch Fuchs- oder Dachsbauten in Besitz. Fischotter leben normalerweise einzelgängerisch. Junge Tiere sind jedoch oftmals gesellig und leben noch eine Zeit lang in kleinen Gruppen oder Familienverbänden.
Pflanzliche Sehenswürdigkeiten
23. Teich- und Seerosen
Seerosengewächse, auch Mummeln genannt, mögen langsam fließende oder stille Gewässer mit schlammigen Böden. Neben den meist weiß blühenden Seerosen gehören auch die eher gelb blühenden Teichrosen zu dieser Pflanzenfamilie. Die Pflanzen stehen unter Naturschutz und sind in allen Teilen giftig. Es gibt circa 50 verschiedene Arten Seerosen. Bei allen Seerosengewächsen schwimmen die flachen Schwimmblätter an der Wasseroberfläche, während unter Wasser die langen Rhizome der Pflanzen bis zum Boden reichen, wo sie verankert sind. Die Schwimmblätter enthalten Lufteinschlüsse, damit sie nicht untergehen. Die meisten Seerosengewächse beginnen sehr zeitig im Jahr zu blühen, andere lassen sich etwas mehr Zeit. Spätestens im Juni jedoch befinden sich die See- sowie Teichrosen in der Blüte. Das Farbspektrum der Blüten reicht von bläulich über orange bis hin zu Rottönen, wobei gelbe und weiße Blüten am häufigsten vorkommen. Die Pflanzen fühlen sich sowohl auf beziehungsweise im Ryck, als auch im Regenrückhaltebecken und anderen ruhigen Gewässern in und um Greifswald wohl.
24. Schwarzdorn
Der Schwarzdorn an sich, aber auch seine Früchte, werden häufig als Schlehe bezeichnet. Die kleinen purpurnen Früchte ähneln kleinen Pflaumen und finden Verwendung in Marmeladen oder Likören. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass die Früchte erst nach dem ersten Frost ihr eigenes Frostschutzmittel aus Zucker bilden und dadurch genießbar werden. Da die Schlehe blüht, bevor sie die Blätter ausbildet, ist sie leicht vom Weißdorn zu unterscheiden. Außerdem ist die Rinde der Schlehe deutlich dunkler gefärbt als die des Weißdorns, daher auch der Name „Schwarzdorn“. Gewächse wie diese wachsen gern zu dichten Dornhecken, bestehend aus vielen einzelnen Pflanzen, zusammen. Diese Dornhecken bieten vielen verschiedenen Tieren einen geeigneten Lebensraum und Schutz. So brüten beispielsweise Neuntöter gern in dem dichten Geäst und spießen ab und an ihre Beute auf die langen Dornen der Schlehe. Auch andere Vögel und viele Insekten und Spinnen fühlen sich im Dickicht sehr wohl. Schlehenhecken sind an verschiedenen Orten in der Hansestadt zu finden, beispielsweise am Regenrückhaltebecken oder entlang kleiner Seitenwege in Eldena und Wieck. Auch einzelne Sträucher sind an vielen Wegesrändern zu bewundern.
25. Linden und Kastanien
Entlang des Greifswalder Stadtwalls stehen mehrere alte Linden und Kastanien und rahmen den Weg. Der Stadtwall ist ein Überbleibsel der früheren Verteidigungsanlage der Hansestadt. Im Jahre 1264 wurde mit dem Bau der Verteidigungsanlage, wozu auch eine Stadtmauer gehörte, begonnen. Auch Teile der alten Stadtmauer, welche ursprünglich eine Höhe von über neun Metern erreichte, sind bis heute erhalten geblieben. Erst nachdem der Wall seinen Verteidigungszweck verloren hatte, wurden auf ihm Bäume gepflanzt. 1787 wurden die ersten Pappeln gepflanzt, die allerdings bereits 1819 versteigert und durch Kastanien ersetzt wurden. Sie bilden im Bereich zwischen dem Mühlentor und der Fleischerstraße noch heute den „Kastanienwall“. Westlich davon beginnt der „Lindenwall“, mit den heutzutage ältesten Bäumen des Walls.
26. Anemonen
Buschwindröschen gehören zu den Anemonen und blühen teilweise schon ab März in strahlendem Weiß. Da die Pflanzen sehr viel Licht brauchen, sind sie im Frühling großflächig in der Krautschicht zu finden. Die Hahnenfußgewächse vermehren sich sowohl durch Bestäubung und Befruchtung als auch vegetativ, über Rhizome unter der Erde. Treten das weiße Buschwindröschen und das gelbe Windröschen nebeneinander auf, können Kreuzungen aus beiden Pflanzen entstehen, sogenannte Hybride. Die blassgelben Kreuzungen haben lediglich einen lateinischen Namen, man nennt sie jedoch auch Bastard-Windröschen. Alle Pflanzenteile des Windröschens, früher auch Hexenblume genannt, sind giftig. In früheren Zeiten wurden die Buschwindröschen getrocknet und anschließend geraucht. Dieser Vorgang löste oftmals Halluzinationen und Wahnvorstellungen aus, von dem Konsumieren der Pflanze ist also abzuraten. Schöner ist es sich bei einem Frühlingsspaziergang durch den Elisenhain an den leuchtenden Blütenteppichen zu erfreuen.
Aktuelles Projekt in Greifswald
Die Artenkenntnis in der Bevölkerung schwindet zusehends. Dem will das NABU-Team in Mecklenburg-Vorpommern mit entsprechenden Umweltbildungsangeboten entgegenwirken. Dabei soll auch der ehrenamtliche Naturschutz gestärkt werden. Mehr →