Gelbschalen gefährden Hummeln und Bienen
Kritik an unsachgemäßer Anwendung von Gelbschalen im Raps
Der NABU fordert eine sachgemäße Anwendung der in der landwirtschaftlichen Praxis eingesetzten Gelbschalen, um keine Bestäuberinsekten zu gefährden. Als ein Instrument des integrierten Pflanzenschutzes dienen Gelbschalen der Erfassung des Zufluges von Schadinsekten in Pflanzenbeständen. Derzeit sieht man diese leuchtend gelben Schalen auf den Rapsfeldern in Mecklenburg-Vorpommern häufig. Mit ihnen soll beispielsweise die Anzahl der fliegenden Rapsglanzkäfer, ein Schädling in der Landwirtschaft, ermittelt werden, um anschließend die nötige chemische Pflanzenschutzmaßnahme zu berechnen.
Die flachen runden oder eckigen Schalen bestehen meist aus gelbem Kunststoff und haben ein Volumen von ca. 1,5 Liter. Sie werden mit Wasser befüllt, welches etwas Spülmittel enthält, um die Oberflächenspannung des Wassers zu brechen, damit die Insekten ertrinken. Die auf Nahrungssuche befindlichen Insekten werden von der gelben Farbe der Schale angezogen. Da im zeitigen Frühjahr in der Landschaft noch recht wenig blüht ist die Falle ein Farbmagnet. "Doch nicht nur Rapsglanzkäfer tappen in diese Falle, sondern auch Nützlinge wie Hummeln und Bienen, die im zeitigen März ebenfalls auf Nahrungssuche sind", so Katja Burmeister vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. "Haben die aufgestellten Schalen kein kleinmaschiges Gitter als Abdeckung ertrinken auch die Hummeln in ihnen. Der Tod einer Hummelkönigin bedeutet den Tod eines ganzen Hummelvolkes. Das ist nicht nur ein Schaden für die Hummelpopulation, sondern ebenso ein Verlust für Natur und Landschaft und letztlich tragen auch die Landwirte die Folgen, denn der Verlust an Bestäuberinsekten bedeutet auch einen Verlust an landwirtschaftlichen Erträgen."
Bienenschutz muss selbstverständlich sein
Bis zu 80 Prozent aller Kultur- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Honigbienen und Wildbienen, dazu zählen auch die Hummeln, spielen dabei die größte Rolle. Zudem ist rund die Hälfte der ca. 550 Wildbienenarten, die in Deutschland vorkommen, stark gefährdet. "Die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen durch Insekten ist letztendlich die Grundlage für eine nachhaltige Ernährungssicherung und trägt wesentlich zur Erhaltung unserer Lebensgrundlage und zur Absicherung zentraler Ökosystemdienstleistungen bei", so Katja Burmeister weiter.
In den letzten Jahren wurde verstärkt der Einsatz von Gitterauflagen (engmaschig 8 mm × 8 mm) auf den Gelbschalen diskutiert, um den Zuflug von größeren Nützlingen zu verhindern, z.B. Hummeln und Bienen. Da das Gitter jedoch auch den Fang der Schadinsekten reduziert, führte ihr Einsatz in der Praxis teilweise zu unpräzisen Bekämpfungsrichtwerten. Deshalb benutzt nicht jeder Landwirt das schützende Gitter.
Im Jahr 2013 wurde in Mecklenburg-Vorpommern auf 263.100 Hektar Winterraps angebaut. "Raps ist eine hauptsächlich windbestäubte Kultur. Jedoch ist durch Insektenbeflug von Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlingen und Fliegen der Fruchtansatz und Ertrag erheblich höher", weiß NABU-Bienenexpertin Katja Burmeister. Die Blüten haben eine auffällige Farbe, viel Nektar mit bis 60 Prozent Zuckeranteil, und sind für die Insekten sehr attraktiv. "Die Bienen verhelfen den Bauern also zu höheren Erträgen. Man sollte meinen, dass Landwirte ein hohes Eigeninteresse am Schutz dieser wichtigen Insekten haben sollten."
Grundsätzlich sieht der NABU den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel äußerst kritisch und plädiert für eine ökologische Landwirtschaft mit natur- und umweltschonenden Bewirtschaftungsmethoden.
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In den letzten Jahren wird viel von Artenschutz geredet. Es heißt, dass der Klimawandel, welcher inzwischen von niemandem mehr angezweifelt wird, eine Riesenherausforderung ist. Mehr →