Bekassine auf dem absteigenden Ast
Bestandsrückgang in Mecklenburg-Vorpommern von bis zu 30 Prozent
Die Bekassine, Vogel des Jahres 2013, ist bundesweit vom Aussterben bedroht. Wie alle Wiesenvogelarten verzeichnet sie auch in Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren alarmierende Bestandsverluste, da ihr Lebensraum, das Grünland und die Moore, dramatisch zurückgeht.
Über die Gefährdung von Wiesenvögeln und mögliche Schutzmaßnahmen berieten am Wochenende mehr als einhundert Experten aus Naturschutzverbänden sowie des behördlichen und wissenschaftlichen Naturschutzes in Niedersachsen. „Nur wenn Naturschutz und Landwirtschaftspolitik in Deutschland besser Hand in Hand gehen, können wir die Bekassine und andere Wiesenvögel retten. Hierzu müssen wir Landes- und EU-Mittel noch gezielter einsetzen“, forderte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz beim Artenschutzsymposium.
Einen der Hauptgründe für die Bestandsrückgänge der Wiesenvögel sehen die Naturschützer in der jahrzehntelangen Entwässerung von Mooren für den Torfabbau und ihre Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen. Auch der explosionsartig angestiegene Maisanbau für die Biomasse-Produktion habe zu einem massiven Rückgang der Wiesenbrüter geführt. Feuchtgrünland wurde auf ehemaligen Moorstandorten großflächig in Acker umgewandelt und damit als Lebensraum zerstört. Auf den verbliebenen Grünlandflächen ist die Bewirtschaftung deutlich intensiver als früher, vor allem die starke Entwässerung und Düngung führen dazu, dass sich die Flächen für Wiesenvögel nicht mehr zum Brüten und Rasten eignen. Auch für den Klimaschutz ist die massive Bewirtschaftung von Moorböden schädlich, da hierdurch große Mengen CO2 freigesetzt werden.
Zerstörung von Feuchtwiesen und Mooren stoppen
Für die Bekassine hat das Land Mecklenburg-Vorpommern eine große Bedeutung. Zusammen mit Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg zählt es zum Verbreitungsschwerpunkt der Bekassine in Deutschland. Doch auch hier gilt sie als stark gefährdet. Den dramatischen Rückgang des Bekassinen-Lebensraumes belegt auch der demnächst erscheinende neue Brutvogelatlas des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten: Unter den gut 250 regelmäßigen deutschen Brutvogelarten verzeichnet die Bekassine den größten Rückgang in der Verbreitung. Über 40 Prozent des noch 1985 besiedelten Gebietes hat diese Art inzwischen geräumt. In Deutschland leben heute nur noch 5.500 bis 6.700 Brutpaare – ein Drittel des Bestandes von vor 20 Jahren.
Allein in den Jahren 1982 bis 1998 sind die Bestände in Mecklenburg-Vorpommern (MV) um fast 30 Prozent zurückgegangen (Atlas der Brutvögel in Mecklenburg-Vorpommern 2006). Demnach gab es 1998 nur noch 1.000 bis 1.200 Brutpaare dieser Wiesenvögel in MV. Aktuelle, momentan noch unveröffentlichte Erhebungsdaten deuten darauf hin, dass sich dieser negative Trend in den letzten Jahren weiter fortgesetzt hat. "Grund dafür ist die anhaltende Zerstörung der Lebensräume, vor allem der Feuchtwiesen und Moore" sagt Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. Dem Abwärtstrend kann nur entgegengewirkt werden, wenn auch außerhalb der Naturschutzgebiete geeignete Lebensräume erhalten bleiben und Feuchtgrünland nicht in Ackerflächen umgewandelt wird.
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