Alte Buchenwälder - Perlen unserer Waldgebiete
Land trägt besondere Verantwortung für ihren Erhalt
Wussten Sie eigentlich, was für Schmuckstücke in unseren Wäldern noch zu finden sind? Die Rede ist von Buchenwäldern - und zwar von alten Buchenwäldern. Nicht umsonst wurden der Serrahner Teil des Müritz-Nationalparks und Teile des Nationalparks Jasmund ins Weltnaturerbe aufgenommen.
Fast verschwunden: Europas "Urwälder"
Alte Buchenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Erde. Deutschland liegt im Zentrum des natürlichen Verbreitungsgebietes der Rotbuche und beherbergt etwa ein Viertel ihres Gesamtvorkommens. Kein anderes Land hat einen vergleichbar hohen Anteil, zahlreiche Buchenwaldtypen gibt es nur bei uns. Alte, naturnahe Buchenwälder mit urwaldähnlichen Strukturen und einer enormen Artenvielfalt von mehr als 4.000 Pflanzen und 6.700 Tierarten sind besonders bedroht. Sie gibt es in Deutschland nur noch auf 0,16 Prozent der Waldfläche. Und dabei war einst die Fläche der Bundesrepublik von Natur aus zur Hälfte mit Buchen-Urwald bedeckt.
Fürs Auge hat ein Buchenwald zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten. Im zeitigen Frühjahr lockt der Blütenreichtum der Krautschicht nicht nur die ersten Insekten, sondern auch viele Menschen in den Wald. Etwas später begeistert dann das zarte Grün des ersten Laubaustriebes und im Herbst das Farbenspiel der bunten Blätter die Besucher.
Auf Strukturreichtum kommt es an
Doch Buchenwald ist nicht gleich Buchenwald. Vor allem die alten Wälder mit einem hohen Anteil an abgestorbenen Bäumen sind es, die den Wald so attraktiv für unzählige Pflanzen, Tiere und Pilze machen. Ein guter Anzeiger für einen aus Naturschutzsicht wertvollen Buchenwald ist zum Beispiel der Mittelspecht. Er ist an spezielle Strukturen im Wald gebunden. So zeigen Nahrungsuntersuchungen, dass der Mittelspecht einen Großteil seiner Zeit an stehendem Totholz verbringt. Dabei ist für ihn vor allem die raue und rissige Borke entscheidend. Diese findet man bei Rotbuchen erst in höherem Alter. Und da bei der konventionellen Forstwirtschaft die Bäume bereits im Alter von 120 bis 160 Jahren geerntet werden, können solche Alterungsmerkmale dort gar nicht erst in Erscheinung treten. Hier hat auch der Mittelspecht keine Chance. Nicht umsonst wurde diese Vogelart lange Zeit als typisch für Eichenwälder angesehen. Denn bei forstlicher Bewirtschaftung weicht der Mittelspecht zwangsläufig auf die schon in jüngeren Jahren grobborkigen Eichen aus.
Totholz voller Leben
Der positive Einfluss von alten Buchenwäldern auf die biologische Vielfalt zeigt sich auch bei den holzbewohnenden Käfern sehr gut. Der Eremit zum Beispiel - eine EU-weit besonders gefährdete Käferart - ist an große Höhlen in bereits stark zersetzten Bäumen gebunden. Darum findet man ihn fast ausschließlich in unbewirtschafteten Wäldern.
Dies sind nur zwei Beispiele für Arten, die in konventionell bewirtschafteten Wäldern auf der Strecke bleiben. Sie stehen stellvertretend für eine Fülle weiterer Tiere, Pflanzen und Pilze, die es in einem Netz aus alten Wäldern mit einem hohen Totholzanteil zu schützen gilt. Der NABU Mecklenburg-Vorpommern trägt durch den gezielten Kauf von Waldflächen zum Erhalt solch wertvoller Naturgebiete bei. Auf seinen Flächen - wie Griever Holz oder Lieper Burg - geht Naturschutz vor Wirtschaftlichkeit.
Hintergrund: UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“
Echte Buchen-Urwälder sind in Deutschland bis auf kleinere Relikte längst verschwunden und nur noch im östlichen Mitteleuropa, vor allem in den Karpaten, zu finden. Seit Juni 2007 sind zehn dieser Gebiete in der Slowakei und der Ukraine als Weltnaturerbe ausgewiesen. Seit einiger Zeit können sich jedoch auch in Deutschland wieder Wälder in Nationalparken oder Naturwaldreservaten natürlich entwickeln. Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Hessen haben daher einen gemeinsamen Antrag erarbeitet, der die Aufnahme fünf deutscher Buchenwaldgebiete in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten begründet.
Nach drei Jahren Vorbereitung wurde der Antrag dem UNESCO-Welterbekomitee vorgelegt. Auf der Tagung in Paris am 25. Juni dieses Jahres hat das Welterbekomitee dem Antrag Deutschlands stattgegeben. Damit werden die in den Karpaten beheimateten Gebirgsbuchenwälder durch fünf Tiefland- und Mittelgebirgsbuchenwälder in Deutschland ergänzt.
Die fünf UNESCO-Buchwaldgebiete in Deutschland befinden sich im:
1. Nationalpark Jasmund (Mecklenburg-Vorpommern)
2. Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern)
3. Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg)
4. Nationalpark Hainich (Thüringen)
5. Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen)
Die Mecklenburgische Seenlandschaft ist wohl weit über die Landesgrenzen bekannt. Doch das Gesicht Mecklenburg-Vorpommerns wird ebenso durch Waldflächen geprägt. Rund 500.000 Hektar sind bewaldet. Auch der älteste Buchenwald Deutschlands ist hier zu finden. Mehr →
NABU und BUND fordern eine Erhöhung der Qualität des Naturschutzes im Wald und eine stärkere Ausrichtung der Förderung auf die Umstellung zu einer naturnäheren Forstwirtschaft in MV. Letzteres dient sowohl dem ökonomischen wie dem ökologischen Interesse. Mehr →