Wiederansiedlung des Heldbocks
Projekt zum Erhalt seltener Käferart in Mecklenburg-Vorpommern
Mit einer Körperlänge von rund fünf Zentimetern gehört der Heldbock (Cerambyx cerdo L.) zu den größten Käferarten Mitteleuropas. Bei den Männchen können die Fühler sogar das Doppelte der Körperlänge erreichen. Trotz dieser beeindruckenden Ausmaße dürften die wenigsten Menschen hierzulande diesen Käfer je zu Gesicht bekommen. Kein Wunder, denn der Heldbock ist vom Aussterben bedroht und aus weiten Teilen Deutschlands bereits verschwunden.
In Mecklenburg-Vorpommern kommt der Heldbock, oder auch Große Eichenbock, nur noch mit drei Populationen vor. Eine davon befindet sich im denkmalgeschützten Gutspark von Radewitz bei Penkun, steht jedoch kurz vor dem Erlöschen. Grund sind die hohen Lebensraumansprüche des Käfers: Für ihre fünfjährige Entwicklung benötigen die Larven sehr alte Eichen an sonnigen Standorten. Derartige "Methusalem-Bäume" sind in der heutigen Kulturlandschaft jedoch nur noch an wenigen Standorten vorhanden.
Dabei ist gerade das Alter der Bäume ein entscheidender Faktor für die Lebensbedingungen der Tiere, denn erst ab einem bestimmten Alter wird die Rinde der Eichen so rau, dass die Spaltenanzahl und Spaltentiefe den Heldbock-Weibchen mehr und bessere Versteckmöglichkeiten für ihre Eier bieten. Dafür bestehen im Gutspark Radewitz relativ günstige Bedingungen.
Um die dortige Population zu erhalten, betreibt der NABU Mecklenburg-Vorpommern seit dem Jahr 2012 ein aus EU- und Landesmitteln gefördertes Wiederansiedelungsprojekt, bei dem einem bekannten Heldbock-Vorkommen im Landkreis Ludwigslust-Parchim einige männliche und weibliche Käfer entnommen und auf Eichen im Gutspark Radewitz umgesiedelt werden.
Zunächst wurde dafür um die alten Eichen aufgewachsenes Gebüsch entfernt, so dass die Stämme wieder von der Sonne erwärmt werden. Außerdem wurden bereits 2012 Bohrungen in Borke und Holz von sechs rauborkigen Eichen vorgenommen, die dann mit Eiern und Larven des Heldbocks bestückt wurden.
Im vergangenen Jahr wurden Umsiedlungen an vier weitere Eichen im Gutspark durchgeführt. Dafür wurden um eine Eiche Gaze gespannt und geschlechtsreife Exemplare des Heldbocks darunter gesetzt, um dort auf natürliche Weise Eier abzulegen. Andere Eichen wurden nochmals mit Eiern des Helbocks bestückt.
Wie sich die Population des Heldbocks durch die Wiederansiedlungsmaßnahmen entwickeln wird, muss in den kommenden Jahren dokumentiert werden. Ebenso muss der Zustand des Lebensraums regelmäßig beurteilt und, wenn notwendig, auch weiterhin Baumpflegemaßnahmen durchgeführt werden. Interessant wird auch sein, die Entwicklung der Biodiversität an diesem Standort als Folge der Maßnahmen im Blick zu haben.
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