Frösche und Kröten in den Startlöchern
NABU bittet Auto- und Radfahrer um Rücksicht während der Amphibienwanderung



Aufbau eines Krötenschutzzauns in Schwerin - Foto: Manuela Heberer
22. Februar 2022 - Ab einer Nachttemperatur von etwa fünf Grad Celsius machen sich Frösche, Kröten und Molche auf ihre jährliche Wanderschaft zu den Laichgewässern. „Vor allem der Regen wird dafür sorgen, dass sich die Tiere wohl bald auf den Weg machen“, berichtet Benjamin Weigelt vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern wird er am kommenden Sonnabend den Amphibienschutzzaun an der Schweriner Babenkoppel aufbauen. Entlang der Straße werden rund 400 Meter Schutzzaun gezogen und Eimer in den Boden gegraben. Darin sammeln sich die zum Laichgewässer wandernden Tiere und werden so vor dem drohenden Verkehrstod geschützt. Ein- bis zweimal täglich werden die Leitzäune und Eimer von den vorwiegend ehrenamtlichen Betreuern kontrolliert, die Tiere bestimmt, statistisch erfasst und schließlich über die Straße in Richtung Laichgewässer getragen und freigelassen.
Für den Zaunaufbau sowie die täglichen Zaunkontrollen werden noch freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht, die das NABU-Team bei dieser Arbeit unterstützen möchten. Bitte wenden Sie sich dafür an Benjamin Weigelt in der Naturschutzstation Schwerin, Tel.: 0385-47733744.
Tempo 30 ist die richtige Antwort
In allen Teilen des Landes werden sich in den nächsten Wochen Kröten und Frösche aus ihren Winterquartieren auf den Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern machen. Im besten Fall erreichten sie unversehrt ihr Laichgewässer. Doch leider drohen den Amphibien vielfältige Gefahren bei ihren Frühjahrswanderungen. Insbesondere die Querung von Straßen bedeutet für viele nach wie vor das Todesurteil. Immerhin benötigt eine Erdkröte rund 20 Minuten, um eine sieben Meter breite Straße zu überqueren. Der NABU bittet deshalb Autofahrer, während der Amphibienwanderung besonders vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. Überall, wo Kröten, Frösche und Molche unterwegs sind, gilt Tempo 30 als richtige Antwort, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. „Manchmal bleiben die Kröten sogar längere Zeit auf der warmen Fahrbahn sitzen und werden dann ein leichtes Opfer anrollender Autos“, erklärt der Landschaftsökologe Falk Ortlieb vom NABU. Eine oft unterschätzte Gefahr sei auch der Strömungsdruck der Fahrzeuge. Bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern würden auch Amphibien getötet, die am Straßenrand sitzen, denn der Strömungsdruck der Autos bringe ihre inneren Organe zum Platzen. Und sogar Fahrräder sind auf stark befahrenen Radwegen eine ernste Gefahr für Frösche und Kröten, die dort immer wieder unter die Räder kommen.
Ehrenamtliche Helfer sind stets willkommen!

Die ehrenamtliche Helferin Christiane Raymond bei der täglichen Kontrolle am Amphibienschutzzaun an der Schweriner Babenkoppel - Foto: Manuela Heberer
Nicht wenige Tiere fallen auch in Gullys und Kellerschächte und sterben dort, wenn sie nicht gerettet werden. Doch hier kann man mit wenig Aufwand gut Abhilfe schaffen. Kellerschächte, Außentreppen und Gullys sollten mit Ausstieghilfen bestückt werden. Wer sich aktiv im Amphibienschutz engagieren möchte, kann bei der Betreuung von Amphibienschutzzäunen mithelfen. Zusätzliche Helferinnen und Helfer sind stets willkommen. Auch für Anfänger ist diese Tätigkeit gut geeignet, ebenso für Kinder und Jugendliche. Neben Schwerin betreuen NABU-Aktive weitere Schutzzäune z. B. im Raum Rostock, Greifswald sowie auf Fischland/Darß/Zingst. Weitere Infos gibt es in der bundesweiten Schutzzaundatenbank auf der NABU-Seite www.amphibienschutz.de oder bei der örtlichen NABU-Gruppe.
In sechs bis acht Wochen ist der Spaß dann auch schon fast wieder vorbei: Nach der Paarung verlassen die meisten Amphibien die Gewässer sehr schnell wieder und wandern in ihre Sommerlebensräume an Land. Hier verteilen sie sich viel großflächiger in der Landschaft und sind nicht mehr so leicht zu beobachten.
Aktuelles zur Amphibienwanderung
In der ganzen Republik sind Naturschutzgruppen Jahr für Jahr aktiv, stellen Fangzäune auf und tragen Kröten über die Straße. Seit 20 Jahren dokumentiert der NABU das Geschehen online. Natürlich lassen sich auch in diesem Jahr die Wanderungen wieder verfolgen. Mehr →
Krötenzaundatenbank für MV
Die ehrenamtlichen Einsätze werden durch den Aufbau einer Datenbank der Krötenschutzzäune in MV zusammengeführt. Dabei werden Informationen zusammengetragen, die einen besseren Überblick verschaffen und effektive Schutzmaßnahmen ermöglichen. Mehr →