Kleine Filmemacher setzen Unterwasserwelt in Szene
Grundschüler und NABU produzieren Trickfilm zur Verschmutzung der Ostsee
19. Juni 2018 - Der Sandaal ist der beste Reporter der Welt, zumindest der Ostsee. Als an einem eher langweiligen Tag ein Schwarm Seenadeln an ihm vorbeirauscht, wittert er eine brandaktuelle Story. Dort angekommen, woher sie flüchten, bietet sich ein erschreckendes Bild: Die Pflanzen der Seegraswiese sterben, das Wasser ist trüb und beinahe alle Bewohnerinnen haben diesen finsteren Ort bereits verlassen. „Was ist hier passiert?“ fragt sich der Sandaal. Doch auch die Strandkrabben-Polizei, welche bereits vor Ort ist, hat noch keine heiße Spur. Mit der Unterstützung einer cleveren baltischen Klippenassel und einer besorgten Zwergseeschwalbe versucht er das Rätsel der Seegraswiese zu lösen. Ob ihm das gelingt?
Strandexkursion als Inspiration
„Das Rätsel der Seegraswiese“ heißt der Trickfilm, den Grundschüler aus Ribnitz-Damgarten in mühevoller Kleinarbeit über sechs Monate hinweg erarbeitet haben. „Bei einer Strandexkursion entdeckten die Kinder Sandaale im flachen Wasser – und schon war die Hauptrolle vergeben“, berichtet Svenja Ahlgrimm vom NABU Mecklenburg-Vorpommern, der die Produktion des Films im Rahmen des Verbundprojekts „Schatz an der Küste“ betreut hat. „In der Schule beschäftigten sich die Kinder dann mit den Tier- und Pflanzenarten, die ihnen draußen begegnet waren, mit deren Lebensraum und drohenden Gefahren. Nach und nach entspann sich so die Geschichte über die Seegraswiese.“ Ein Drehbuch wurde verfasst, das Storyboard erstellt, Dialoge geschrieben. Aus Tonkarton, bemalt mit Buntstiften, entstanden die Figuren und das Bühnenbild: ganze Unterwasserwelten mit Blasentang, Miesmuscheln, Seesternen und vielem mehr. Künstlerisch wurden die 50 Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse der Löwenzahn-Grundschule Damgarten von der Jugendkunstschule Greifswald unterstützt. Für die ökologischen Fragen standen ihnen die Mitarbeiterinnen des NABU Mecklenburg-Vorpommern zur Seite.
8.000 Bilder geschossen!
Im März verwandelte sich dann die oberste Etage des Schulgebäudes für eine Woche in ein Film-Set. An drei Filmstationen wurden die Szenen mit der Legetricktechnik eingedreht. Dafür verschoben die kleinen Filmemacher die gebastelten Figuren Stück für Stück und nahmen von jeder neuen Position ein Foto auf. Für den gesamten Film schossen die Schülerinnen mehr als 8.000 Bilder! „Es ist unglaublich wie viel Geduld die Kinder dabei hatten“, ist Svenja Ahlgrimm begeistert. „Um eine flüssige Bewegung zum Beispiel des schwimmenden Sandaals zu erzeugen, wurden immerhin zwölf Bilder pro Sekunde benötigt.“ Eines der Klassenzimmer wurde als Tonstudio genutzt, um die Dialoge einzusprechen. Auch Geräusche und selbstkomponierte Musik haben die Kinder im „Klanglabor“ selbst aufgenommen.
Das Ergebnis ist bemerkenswert: Ein Kurzfilm voller Spannung, Witz und Liebe zum Detail. „Die Zuschauer werden in die Unterwasserwelt der Ostsee entführt und auf die Nährstoffbelastung dort aufmerksam gemacht“, so Svenja Ahlgrimm. „Dabei stellt er nicht nur die dramatischen Folgen für die Lebensräume und ihre Bewohner dar, sondern zeigt ebenso individuelle Handlungsmöglichkeiten auf.“ Am Ende stehen die Fragen, was hat das mit uns zu tun und was können wir tun, um die Seegraswiese zu retten.
Zu sehen war der Film am 29. Juni 2018 im Rahmen des Nautilus Kinderfilmfests in Wismar sowie auf dem Fest zur Biologischen Vielfalt am 22. Juli 2018 im Freilichtmuseum Klockenhagen.
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