Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern endlich zu echten Nationalparken machen!
Gemeinsames Positionspapier benennt Handlungsbedarf
31. März 2017 - In einem gemeinsamen Positionspapier fordern acht Naturschutzorganisationen von der Landesregierung die konsequente Weiterentwicklung der drei Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern. Neben den beiden großen Naturschutzverbänden NABU und BUND sowie dem WWF und der Deutschen Wildtier Stiftung sind das der Ökologische Jagdverband MV, der Förderverein Müritz-Nationalpark, der Förderverein Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sowie der Verein der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund.
Weltweit werden Nationalparke ausgewiesen, um der Natur Raum und Zeit zu geben, sich ohne direkte Einflussnahme des Menschen zu entwickeln. Doch auch über 25 Jahre nach ihrer Gründung sind die Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern von diesem Ziel noch weit entfernt. Zwar werden ab Ende dieses Jahres keine Holzeinschläge mehr durchgeführt. Weiterhin in erheblichem Umfang finden aber Jagd und Fischerei selbst in den Kernzonen statt.
Die bislang einmalige Allianz der Naturschutzorganisationen fordert diesbezüglich eine rasche und konsequente Nachsteuerung ein. „Im Grundsatz müssen alle Eingriffe künftig ausschließlich auf die Minimierung von Schäden ausgerichtet sein, die Wildtiere außerhalb der Nationalparke, im Siedlungsraum oder an Hochwasserschutzanlagen verursachen“, so Albrecht von Kessel, Vorsitzender des Fördervereins Müritz-Nationalpark, und ergänzt: „So weit wie möglich müssen sich daher die Jagd und das Wildmanagement aus den Kernbereichen der Nationalparke zurückziehen.“
Besuchern ist es nicht mehr vermittelbar, dass bis auf kleine Ausnahmen, wie z.B. der Wildruhezone am Darßer Ort, die weit überwiegenden Teile der Nationalparke nach wie vor bejagt werden. Rainer Bartholdt, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern ergänzt: „‚Natur Natur sein lassen‘ muss sich hier so weit wie möglich endlich auch auf das Wildmanagement beziehen.“ Das gilt vor allem für die Nationalparke Müritz und Vorpommersche Boddenlandschaft und aufgrund seiner kleinen Fläche eingeschränkt für den Nationalpark Jasmund.
Fischereiwirtschaftliche Nutzung so nicht mehr akzeptabel
Diese Forderung betrifft nicht nur Landtiere sondern ebenso auch Gewässerlebensräume. In den Nationalparken Jasmund und Vorpommersche Boddenlandschaft muss nun konsequent die dort noch dominierende Fischerei zeitlich abgestuft und sozialverträglich auslaufen. Dass hier nach wie vor der größte Teil einer fischereilichen Bewirtschaftung unterliegt, ist mehr als 25 Jahre nach Nationalpark-Ausweisung nicht mehr zu akzeptieren. Das gilt auch für die vielen Seen im Müritz-Nationalpark. Das Land ist in der Verantwortung, auslaufende Fischereipachtverträge nicht zu erneuern und damit ein schon vor vielen Jahren mit den Nutzern abgestimmtes Vorgehen umzusetzen.
Die Nationalparke müssen aber auch ihrer Funktion als Lern- und Erlebnisorte für Bewohner und Gäste wieder gerecht werden können. Sie sind noch immer ein zentrales Aushängeschild des Landes sowohl für den Naturschutz als auch für den Naturtourismus. „Der Personalabbau hat jedoch ein Niveau erreicht, das eine qualifizierte Betreuung und Lenkung der Nationalpark-Besucher kaum noch möglich macht. Dadurch wird die Vereinbarkeit von Naturerleben und Naturschutz inzwischen in allen drei Nationalparken akut gefährdet“, so Stefan Schwill, Vorsitzender des NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Aufgaben in Forschung und Gebietsmonitoring, zu denen Nationalparke durch internationale Standards verpflichtet sind, werden auch aufgrund der Personalsituation faktisch nicht durchgeführt“, ergänzt Prof. Dr. Mathias Grünwald, Landesvorsitzender des BUND. Jochen Lamp, Leiter des Ostseebüros des WWF weist darauf hin: „Selbst für die Gebietsüberwachung – eine der elementaren Aufgaben einer jeden Nationalpark-Verwaltung – stehen heute nicht mehr ausreichend Personal und Finanzmittel zur Verfügung. Das wird in besonderem Maße in den schwer zu kontrollierenden Gewässern der beiden Küsten-Nationalparke deutlich.“
Mehr Personal und Finanzmittel für Öffentlichkeitsarbeit notwendig
Alljährlich kommen hunderttausende Besucher in die Informationseinrichtungen der Nationalparke. „Auch hier ist Personal für die Betreuung der Besucher unerlässlich. Den Nationalparkämtern fehlt zudem vielfach sogar das Geld, eigene Informationsmaterialien wie Faltblätter und Broschüren zu produzieren", so Annett Storm, Geschäftsführerin des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft.
Die acht Naturschutzorganisationen sind bereit, die Landesregierung bei der künftigen Entwicklung der drei Nationalparke aktiv zu unterstützen und konstruktiv zu begleiten. Leitlinien müssen dabei die internationalen Standards für Nationalparke sein. Neben dem Positionspapier der acht Organisationen bieten die regelmäßigen Prüfberichte von EUROPARC Deutschland – dem Dachverband der Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke in Deutschland – die dafür notwendigen Hinweise.
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