Erfolg für Naturschutz im Peenetal
Langjähriger Streit über Gefährdung von Schutzzielen beendet
Mit einer Klagerücknahme wurde Ende 2012 ein seit Jahren währender Streit um den Bau eines Bootsteges im heutigen Naturpark Flusslandschaft Peenetal beigelegt, gegen den auch der NABU Mecklenburg-Vorpommern vor dem Verwaltungsgericht Greifswald geklagt hatte. „Für den Naturschutz bedeutet das einen großen Erfolg“, so NABU-Landesvorsitzender Stefan Schwill. „Gleichzeitig macht es uns Naturschützern im Land Mut und zeigt, dass ein langer Atem bei vielen Projekten enorm wichtig ist, sich jedoch auch auszahlt.“ Hintergrund ist der Antrag eines ortsansässigen Vereins zur Errichtung einer Bootssteganlage am Torfstich in Rustow bei Loitz, die der Landkreis Demmin im Mai 2007 genehmigt hatte. Der NABU Mecklenburg-Vorpommern legte daraufhin Widerspruch gegen diese Naturschutzgenehmigung ein, weil die bestehenden Mitwirkungsrechte der Naturschutzverbände nicht beachtet wurden.
Experten einig über Schutzwürdigkeit
„Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass der Bau einer solchen Steganlage an diesem Standort in keiner Weise mit den Zielen und Anforderungen an das Naturschutzgroßprojekt „Peenetal“ vereinbar ist“, sagt NABU-Landesvorsitzender Stefan Schwill. Diese Auffassung wurde auch von Experten des hiesigen Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz sowie dem Bundesamt für Naturschutz geteilt. Letzteres drohte sogar an, die Rückforderung von Fördergeldern zu prüfen, sollte die Genehmigung nicht zurückgenommen werden. In der Folge zeigten sich jedoch weder Verein noch der damalige Landkreis einsichtig, wie das nunmehr seit fünf Jahren andauernde Verfahren belegte. Dabei sei die Situation aus naturschutzfachlicher Sicht stets eindeutig gewesen, so Schwill. Zwar hätten sich die baulichen Anlagen des Bootsstegs laut Planungsunterlagen am Rande direkt grenzparallel zu den Natura-2000-Gebieten befunden. Der Nutzungsschwerpunkt jedoch, der aufgrund der Motorbootnutzung eindeutig wasserseitig geplant war, hätte innerhalb der Schutzgebiete gelegen. Hier kam das zuständige Ministerium zu der Auffassung, dass bei Antragsprüfung sehr wohl von einer erheblichen Beeinträchtigung auf Natura-2000-Gebiete hätte ausgegangen werden müssen. Hinzu kommt, dass die Bedeutung des Torfstichs als Lebensraumtyp der FFH- und Vogelschutzrichtlinie und maßgeblicher Bestandteil des Schutzgebietes bei der Genehmigung offenbar nicht hinreichend berücksichtigt wurde. Allein die Tatsache, dass dieser für den Bootsverkehr genutzt worden wäre und damit dauerhaft hätte unterhalten werden müssen, hätte zu einer anderen Beurteilung der unteren Naturschutzbehörde führen müssen.
Natürliche Moorentwicklung vor Lebensraumzerstörung
„Durch den Bau einer Steganlage im Bereich des Torfstichs wäre eine natürliche Moorentwicklung in diesem Bereich nicht mehr möglich“, erläutert NABU-Vorsitzender Schwill. „Im Hinblick auf den Schutzzweck und die Erhaltungsziele der FFH- und EU-Vogelschutzgebiete würde dies einen dauerhaften Lebensraumverlust für aktuelle und potentielle Tier- und Pflanzenarten bedeuten.“ Schwill kritisiert, dass in den Ausführungen der genehmigenden Behörde stets von dem gegenwärtigen oder eben derzeitig nicht nachgewiesenen Arten ausgegangen wurde. „Dabei wird doch gerade im Peenetal auf Renaturierung gesetzt, um wichtige Lebensräume zu erhalten und zu verbessern. Dass dieser Prozess entsprechend Zeit braucht, versteht sich eigentlich von selbst.“ Insofern hat der NABU-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern die Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums als Fachaufsicht führende Behörde begrüßt, die Naturschutzgenehmigung zurückzuziehen und sich dadurch klar zum Naturschutz im Land und dem Peenetal zu bekennen.
Die Peene - der Amazonas des Nordens
Zwischen 1992 und 2009 wurde im Peenetal eines der größten Naturschutzprojekte Deutschlands umgesetzt. Mehr als 27 Millionen Euro flossen in das Projekt, das größtenteils vom Bund, aber auch vom Land und den ansässigen Kommunen finanziert wurde. Ziel war und ist es, das Peenetalmoor zu renaturieren und typische Tier- und Pflanzenarten wieder anzusiedeln sowie ihre Vorkommen auszubreiten. Auf über 33.000 Hektar erstreckt es sich als eines der größten Niedermoorgebiete Mittel- und Westeuropas und ist Heimat für zahlreiche bedrohte Arten, wie Fluss- und Bachneunauge, Ostseeknabenkraut, Großer Feuerfalter und Menetries-Laufkäfer. Das Gebiet ist für seine großen Biber- und Fischotterpopulationen bekannt, die flächendeckend über das gesamte Peenetal verbreitet sind. Auch See-, Fisch- und Schreiadler brüten hier. „Angesichts solcher Artenvorkommen mit Bedeutung für die gesamte Region sollten Naturschutzziele nicht hinter den Interessen Einzelner zurückgestellt werden“, so NABU-Vorsitzender Schwill.
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