NABU MV freut sich über Rückkehr der Wölfe
Schafhalter dürfen mit Kosten für Herdenschutzmaßnahmen nicht allein gelassen werden
28. Januar 2012 -
Am gestrigen Freitagabend hat in Alt Daber bei Wittstock das "Bündnis gegen den Wolf" zu einer Informationsveranstaltung geladen. Anders als beim Gründungstreffen im März letzten Jahres durften sich diesmal auch Wolfsbefürworter an der Diskussion beteiligen - darunter einige Wolfsbotschafter des NABU Mecklenburg-Vorpommern.
Die Mitglieder des "Bündnis gegen den Wolf" sind sich einig: Der Wolf ist nicht erwünscht in Deutschland. Die Gründe für diese skeptische Einstellung gegenüber der natürlichen Rückkehr der Wölfe sind vor allem emotional geprägt. Viele Bündnis-Mitglieder sind Schäfer, die sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlen.
Ohnehin schon am Existenzminimum wirtschaftend sind sie es, die durch die Anwesenheit von Wölfen in der Nähe ihrer Schafe eine Reihe von Schutzmaßnahmen zu treffen haben, damit der Wolf keine leichte Beute wittert. Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune, die den Wolf daran hindern durch Untergraben an die Schafherde zu kommen. Solche Zäune kosten Geld. Das Aufstellen und Umsetzen erfordert viel Zeit. Zeit und Geld, beides haben viele Schäfer nicht, die seit der Abschaffung der EU-Mutterschafprämie oft am Existenzminimum wirtschaften. Und all diese Investitionen "nur" um den Status quo aufrecht zu erhalten? Aus Sicht einzelner Schäfer ist die Abneigung gegen die Rückkehr der Wölfe durchaus zu verstehen. Aber ist das nicht zu einseitig gedacht?
Der Wolf ist ein faszinierendes Wildtier, das vor 150 Jahren durch den Menschen bei uns ausgerottet wurde. Nun kommt er zurück - von ganz allein - und bereichert die Biologische Vielfalt. Eben genau die Biologische Vielfalt, die zu erhalten sich viele Schäfer zur Aufgabe gemacht haben. Die Schäfer sind es, die historische Nutzungsformen weiterleben und somit dazu beitragen, dass die Artenfülle vieler Heideflächen, Trocken- und Magerrasen erhalten bleibt. Auch der NABU ist Eigentümer von Tausenden Schafen und profitiert von der Arbeit der Schäfer.
Aber profitieren nicht die Schäfer auch vom Naturschutz? In Zeiten von Biomasse und Maismonokulturen wird es für viele Schafhalter immer schwieriger an bezahlbare Weideflächen zu kommen. Der Naturschutz ist hier ein guter Verbündeter, bietet er doch eine Fülle von Flächen, die ohne eine extensive Schafbeweidung nicht zu erhalten wären. Aber Naturschutz ist eben nicht nur der Schutz von Lebensräumen und Arten, die von der Schafbeweidung profitieren. Auch der Schutz des Wolfes gehört dazu - neben vielen weiteren Tieren, Pflanzen und Lebensräumen.
Der NABU Mecklenburg-Vorpommern fordert die Unterstützung der Schäfer bei Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten. Eine entsprechende Förderrichtlinie ist auch für Mecklenburg-Vorpommern längst erarbeitet und sollte schnellstmöglich veröffentlicht werden. Nur so haben wir eine Chance, die gesellschaftliche Aufgabe, die natürliche Rückkehr der Wölfe, zu meistern. Dass das auch ohne Ausrottung der Schafe funktionieren kann, zeigt die mittlerweile zwölfjährige Erfahrung in der Lausitz.
Mit Skepsis verfolgt der NABU die gegenwärtige Novellierung des sächsischen Jagdrechtes. Erstmalig seit seiner Rückkehr nach Deutschland vor zehn Jahren soll dort der Wolf wieder in die Liste der jagdbaren Arten aufgenommen werden. Mehr →