Unbezahlbare Erfolge
NABU würdigt 25 Jahre ehrenamtlichen Naturschutz in MV
Trotz schönstem Herbstwetter und einer Reihe anderer Veranstaltungen fanden sich am 10. Oktober 2015 zahlreiche Naturschutzaktivisten, unter ihnen auch viele NABU-Mitglieder, im Bürgersaal in Güstrow ein, um die vergangenen 25 Jahre Ehrenamt im Naturschutz Revue passieren zu lassen.
Die Begrüßungsrede hielt NABU-Landesvorsitzender Stefan Schwill. Er bedankte sich bei allen Anwesenden für ihre nimmermüde ehrenamtliche Arbeit, durch die im praktischen Naturschutz in den letzten Jahren Erfolge erzielt werden konnten, die unbezahlbar sind und weit über das hinausgehen, was der behördliche Naturschutz leisten kann.
Prof. Dr. Knapp blickte daraufhin in seinem Vortrag auf die frühen Anfänge des Naturschutzes zurück, die im 19. Jahrhundert maßgeblich mit der Wiederaufforstung gerodeter Waldgebiete einhergingen und so schon sehr früh den Begriff der Nachhaltigkeit prägten. Immer wieder wies auch Dr. Knapp darauf hin, dass durch das Ehrenamt weitaus mehr für den praktischen Naturschutz getan wird als dies durch behördliche Tätigkeit der Fall war und ist. Dies verdeutlichte er am Beispiel der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik, die schon vor Bestehen des NABU MV unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburger Floristen der grundlegend wichtigen Arbeit nachging, die Vorkommen der Pflanzenarten im Land zu kartieren und somit bis heute die Grundlage u.a. für die Erstellung der Roten Listen und die Ausweisung von Schutzgebieten liefert. Er stellte fest, dass Naturschutz ohne Ehrenamt nicht möglich war und auch heute unmöglich ist.
Behörden wollen gute Unterstützung für das Ehrenamt sein
Staatssekretär Dr. Sanftleben griff diesen Faden auf und resultierte schmunzelnd, dass man nach diesen Worten den Eindruck erhalten könnte, der behördliche Naturschutz sei überflüssig, was natürlich nicht der Fall sei. Vielmehr sei es das Bestreben der Behörden, eine gute Unterstützung für das Ehrenamt zu sein und ihre Ergebnisse in entsprechende Maßnahmen münden zu lassen.
Der NABU-Landesvorsitzende erläuterte anschließend die Entwicklung des NABU in Mecklenburg-Vorpommern während der letzten 25 Jahre. Es wurde deutlich, dass mit steigender Zahl der Mitglieder auch der politische Einfluss des NABU und anderer Umweltverbände immer mehr wuchs. So mussten u.a. alle Flächen, die in der „Defizitanalyse der Meldung von FFH-Gebieten des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ durch die Umweltverbände aufgelistet waren, auch tatsächlich als FFH-Gebiete durch das Land Mecklenburg-Vorpommern an die EU nachgemeldet werden. Auch hat die Bundesrepublik Deutschland auf Druck der Umweltverbände auf die Privatisierung von 10.000 ha wertvoller Naturschutzflächen verzichtet. Diese Flächen wurden dann nach und nach an die Länder und auch an Umweltverbände übertragen, die sich nun um den Schutz und die Entwicklung dieser Flächen kümmern. Für die Sicherung der an den NABU übertragenen Naturschutzflächen wurde im Jahr 2009 die NABU-Stiftung Naturerbe Mecklenburg-Vorpommern gegründet. Sie ist heute im Besitz von etwa 2000 ha Naturschutzflächen, die so für künftige Generationen erhalten werden können.
Der NABU-Landesverband hat in den letzten Jahren sowohl auf diesen als auch auf Flächen anderer Eigentümer umfangreiche Renaturierungsprojekte umgesetzt, die durch das Land und die EU gefördert wurden. Dazu gehören unter anderem die Renaturierung des Maibachs im Naturschutzgebiet „Maibachtal“ sowie großflächige Wiedervernässungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet „Griever Holz“. Seit dem Jahr 2013 ist der NABU Landesverband außerdem staatlich anerkannter Bildungsträger.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen konkreter Arbeit der unterschiedlichen Fach- und Ortsgruppen. Zu Beginn berichtete die Naturschutzjugend (NAJU), über ihre wertvolle Grundlagenarbeit, zu der sie sich schon laut Satzung verpflichtet hat, nämlich das „Verständnis der Jugend für den Schutz der Natur und Umwelt“ zu fördern. Dies geschieht in täglicher praktischer Arbeit z.B. bei naturkundlichen Exkursionen mit der Kindergruppe Rudi Rotbein oder bei Müllsammelaktionen mit den „Trashbusters“.
Weitere Vorträge zu einzelnen ehrenamtlich tätigen Fach- und Ortsgruppen folgten. Hier wurde die Arbeit der Feldherpetologen und der Fledermausforscher sowie die Naturschutzarbeit auf der Insel Usedom, in Nordvorpommern sowie im ehemaligen Landkreis Parchim während der vergangenen Jahrzehnte dargestellt.
Wie ein roter Faden zog sich durch alle Vorträge eine Herausforderung für die Zukunft im ehrenamtlichen Naturschutz: der fehlende Nachwuchs. Der Altersdurchschnitt der meisten ehrenamtlichen Fachgruppen liegt im Rentenalter. Die NAJU fungiert als wichtiger Wegbereiter, um junge Leute für den Naturschutz zu begeistern. Dennoch sind darüber hinaus alle Fachgruppen der einzelnen Themenbereiche in ihrem persönlichen Engagement gefragt. Gerade junge Familien haben in der heutigen Zeit mehr und mehr erkannt, wie wichtig es ist, dass wir Biodiversität auch für kommende Generationen erhalten. Dieser Enthusiasmus muss, gerade im persönlichen Kontakt, aufgegriffen werden. Wenn schon den Allerkleinsten von Grund auf ein ökologisches Verständnis vermittelt werden kann, ist der ehrenamtliche Naturschutz auch in Zukunft gesichert.
Darüber hinaus wurde klar, dass es ehrenamtlichen Naturschutz ohne Unterstützung des Landes nicht geben kann. Das Land ist vor die Aufgabe gestellt, mehr Mittel für die ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung zu stellen oder zukünftig nicht mehr in gewohnter Weise auf den Erfahrungsschatz und die für die Erfüllung zahlreicher Pflichtaufgaben des Landes notwendige Mitarbeit des Ehrenamtes zurückgreifen zu können.
Mehr Informationen
Der NABU bietet jedes Jahr ab September eine Stelle für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Naturschutzstation Schwerin an. Es bietet vielfältige Möglichkeiten für Erfahrungen in der Umweltbildung und praktischer Naturschutzarbeit. Mehr →