Totholzhaufen im Garten anlegen
Aus Totholz wird neues Leben
Nicht nur im Garten, auch in unseren heimischen Wäldern sind beispielsweise Insekten, Pilze, aber auch viele Vögel, Kröten und Eidechsen auf Totholz angewiesen. So leben in Deutschland etwa 6000 beeindruckende Käferarten. Rund 1350 von ihnen leben in Holz, viele davon benötigen für ihre Entwicklung bereits abgestorbene und zerfallende Bäume und Material, das von Bakterien und Pilzen bereits in seine Bestandteile zersetzt wurde. An Material herrscht im eigenen Garten oft wenig Mangel, denn nach dem Schnitt von Bäumen und Sträuchern von Oktober bis Februar des Jahres wissen wir oft gar nicht, wohin mit dem Schnitt¬gut. In unseren heimischen „aufgeräumten“ Wäldern und Parks gibt es allerdings durch die Landschaftspflege und die forstlichen Intensivnutzung kaum Totholz. Viele bedrohte Tierarten sind auf den Unterschlupf und die Nahrungsangebote in dem Holz angewiesen.
Einen genauen Bauplan oder eine Anleitung für die Anlegung eines artenreichen Lebensraums in Form eines Totholzhaufens gibt es nicht. Wild darf es sein! Abgestorbenes Holz, Schnittreste, alte unbehandelte Holzbalken, Baumstümpfe und Wurzeln in verschiedenen Größen. Die Natur hat keine festen Regel, ob die verwendeten Materialien geschichtet oder wild aufeinandergelegt werden. Der Totholzhaufen muss auch nicht in einem Stück gebaut werden und lässt sich mit neuem Material beliebig erweitern und vergrößern.
Neue wertvolle Lebensräume schaffen
Dabei sollten man beachten, dass der Totholzhaufen nicht in einer Senke angelegt wird. Wasser könnte sich in dem unteren, tieferen Bereich des Haufens sammeln und für die Tiere eine Gefahr darstellen. Je nachdem, ob der Standort in einem kühlen Schatten- oder warmen Sonnenbereich liegt, in der Nähe eines Gewässers, an einer Wiese oder etwas versteckt unter Sträuchern werden unterschiedliche Tiere in das kleine Biotop gelockt, dabei spielt das Mikroklima eine wichtige Rolle. Bei den Verrottungsprozessen der Stämme und Äste entsteht Mulm, dieser schon eine fast erdähnliche Substanz aufweist. Er lagert sich in Hohlräumen an und schafft neuen Lebensraum, hier wachsen je nach Standort wieder Moose, Flechten, Pilze, Mikroorganismen und Samenwildkräuter. Diese bieten den Insekten wiederum Nahrung und sollten in allen Fällen stehen gelassen werden. Sehr häufig findet man den stinkenden Storchenschnabel (Geranium robertianum) an den Gehölzecken.
Beim neuen Einzug von Tieren ist Durchhaltvermögen gefragt, das kann ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen. Von Mäusen, wie die Spitzmaus, über Insekten, Amphibien, Reptilien, all diese Tiere kommen im Totholz vor und müssen erst einmal auf diesen aufmerksam werden. Und wenn man Glück hat, siedeln sich sogar seltene oder gar bedrohte Tierarten wie z.B der Hirschkäfer an. In kürzerer Zeit kann man Ameisen, Asseln, Laufkäfer, Ohrwürmer, Spinnen, Springschwänze, Tausendfüßer und Wildbienen beobachten. Auch einige Vogelarten, wie der Zaunkönig oder das Rotkehlchen, bauen ihre Nester in Zwischenräumen der abgelagerten Äste eines Totholzhaufens. Nach einiger Zeit können sich darüber hinaus z.B. Zauneidechsen, Erdkröten, Igel, Molche, Blindschleichen und andere Kleinsäuger in dem Haufen aus Gehölzen ihr Zuhause finden. Beim Beobachten ist Geduld gefragt, denn erst Stück für Stück kehrt Leben in den Haufen ein.
Nur sollte nie, in den natürlichen Prozessen eines Totholzhaufens eingegriffen werden. Ein Totholzhaufen muss nicht aufgeräumt oder von Unkraut oder Laub befreit werden. Die Natur hält das Biotop von ganz allein aufrecht.
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