Exkursion bringt Erstnachweis in MV
Spinnenart erstmals in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt
Seit vielen Jahren veranstaltet die NABU-Regionalgruppe Rügen alljährlich eine Exkursion zu Spinnen und „anderen Krabbeltieren “. Groß und Klein werden dabei durch den in Putbus ansässigen Biologen und Vorsitzenden der Arachnologischen Gesellschaft, Dr. Christoph Muster, in die faszinierende Welt der Achtbeiner eingeführt. Nach einer kurzen Einweisung in die Tiergruppe begeben sich die Interessierten mit Keschern, Saugröhrchen, Becherlupen selbst auf die Suche nach Kleintieren. Großes Staunen ist vorprogrammiert, wenn die gefangenen Exemplare anschließend unter dem Mikroskop betrachtet werden.
In den vergangenen beiden Jahren war der Pfarrgarten Kasnevitz das Ziel der Streifzüge, ein strukturreicher Park mit uralten Bäumen. Zuletzt fand die Veranstaltung erstmals als Nachtexkursion statt. Die Finsternis schärft den Blick für Details, und viele Arten, die tagsüber unerreichbar in Verstecken ausharren, können beobachtet und eingefangen werden. Dabei zeigte sich, dass diese Exkursionen nicht nur natur- und erlebnispädagogischen Wert haben, sondern auch Beiträge zur Wissenschaft leisten können. Am 22. September 2023 wurde während der NABU-Exkursion mit dem Schattenweber Labulla thoracica eine für Mecklenburg-Vorpommern neue Spinnenart erfasst.
Nur noch selten Spinnen-Neunachweise in Mecklenburg-Vorpommern
Spinnen-Neunachweise in Mecklenburg-Vorpommern gelingen mittlerweile nur noch sehr selten. Durch gezielte Erfassungen und Bestimmungen, insbesondere durch Dr. Dieter Martin (Untergöhren), ist die Spinnenfauna des Bundeslandes gut bekannt. Der Wissensstand ist im zweibändigen „Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Spinnen (Araneae) Mecklenburg-Vorpommerns“ hervorragend dokumentiert (Martin 2021). Auch eine aktuelle Rote Liste liegt vor (Martin 2022), mit der 621 Spinnenarten für Mecklenburg-Vorpommern belegt sind.
Mit Labulla thoracica ist dieser Liste nun eine Art hinzuzufügen, die im Nordosten durchaus zu erwarten war. Im südlichen und mittleren Deutschland ist die Art halbwegs häufig, und aus Schleswig-Holstein liegen mehrere grenznahe Nachweise vor. Mit einer Körperlänge von 5-7 mm gehört sie zu den größten Baldachinspinnen der einheimischen Fauna. Dass diese Spinne in Mecklenburg-Vorpommern bisher unentdeckt blieb, liegt wohl an ihrer versteckten Lebensweise. Der Schattenweber baut seine Baldachinnetze bevorzugt in Kleinsthöhlen und zwischen stark zerfurchter Rinde am Fuße alter Bäume. Dies sind Bereiche, die mit den üblichen Fangtechniken – Bodenfallen bzw. Kescherfänge – kaum zu besammeln sind. Aber genau solche Strukturen und die dort lebenden Arten bleiben den aufmerksamen Blicken interessierter Exkursionsteilnehmer nicht verborgen.
Bei den beiden Exkursionen im Pfarrgarten Kasnevitz wurden bisher 36 Spinnen- und 9 Weberknecht-Arten nachgewiesen. Damit ist die Inventur noch längst nicht vollständig.
September 2024
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