Das Gefleckte Lungenkraut
Der Verwandlungskünstler unter den Kräutern
Mit der Jahreszeit des Neuanfangs und des Erwachens kann man von März bis in den Mai hinein beobachten, wie die Blüten des Lungenkrauts sich der Sonne entgegen strecken. Das Heilkraut steht für das Schöpfen von Atmung und der Erneuerung, einem harmonischen Austausch zwischen dem Ein- und Ausatmen sowie der Belastung und Entlastung bei der Atmung. Die einheimischen Lungenkräuter sind echte Verwandlungskünstler und Farbwandler, denn die beim Aufblühen anfangs rosa bis roten Kronblätter verfärben sich aufgrund einer Säuregradveränderung im Zellsaft, in eine violettfarbende bis blaue Blüte. Den besonderen Namen verdankt das Lungenkraut seinem Aussehen: in Farben und Strukturen von Blättern und der Blüte entdeckte man die Ähnlichkeiten zu den menschlichen Atmungsorganen und deutete diese auf die wertvolle Heilkraft und Wirksamkeit zur Behandlung von Lungenbeschwerden hin. Die Zweifarbigkeit der Blüten brachte dem Lungenkraut den Spitznamen „Hänsel und Gretel“ oder „Brüderchen und Schwesterchen“ ein.
Das ausdauernde Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) gehört zu den Raublattgewächsen und wird bei einem Spaziergang in der Natur oft an feuchten, halbschattigen bis schattigen Standorten gesichtet. Neben dem Gefleckten Lungenkraut gehören das Rote, das Dunkle, das Weiche und 15 weitere Arten zu den Lungenkräutern, die alle durch ihre besondere borstig-raue Behaarung auffallen. Neben seinen äußeren dekorativen und blütenreichen Reizen, die darüber hinaus unzählige nektarhungrige Insekten anlocken, verbergen sich im Inneren wertvolle, gesundheitsfördernde Werte.
Die Verwendung in der Naturheilkunde macht das Kraut zu einer wahren Heilpflanze, die adstringierende, schleimlösende, harntreibende und entzündungshemmende Eigenschaften enthält. Seit dem Mittelalter wird das Lungenkraut traditionell gegen Lungenleiden eingesetzt. Besonders der hohe Kieselsäuregehalt wirkt festigend auf das (Lungen-)Gewebe und fördert die Widerstandsfähigkeit.
Geflecktes Lungenkraut zur Linderung bei Atembeschwerden und Entzündungen im Hals
Von Mai bis Juni werden die Sommerblätter mit ihrer vollsten Wirkungskraft des Jahres gepflückt und zur Linderung bei schmerzvollen Lungenbeschwerden, Entzündungen in Hals, Schleimhäuten und dem Darm eingesetzt.
Äußerlich angewandt dient der Tee aus Lungenkrautblättern für Bäder, Waschungen und Umschläge und durch seinen hohen Gehalt an Allantoin und Gerbstoffen der Wundheilung. Innerlich und als Hauptanwendungsart der Heilpflanze, wird das Kraut als Saft oder Tee schonend gekocht und verabreicht. Der leicht säuerliche Schleim legt sich wie ein Schutzfilm über die Schleimhaut und kann dadurch den Reiz lindern. Dabei kann man das Lungenkraut allein oder mit anderen Kräutern in gleichen Teilen wie Schafgarbe, Birkenblättern, Brennnessel, Huflattich und Ackerschachtelhalm zum einem wohligen Tee gegen Hals-, Bronchien- und Lungenbeschwerden zubereiten.
Die Naturheilkundlerin Hildegard von Bingen sprach ihrem Lungenkrautwein, angesetzt aus den oberirdischen Blättern des Lungenkrautes und Weißwein, eine große Heilkraft gegen Atemnot, Husten und Atembeschwerden zu. Das Rezept für einen aufbauenden Kräuterwein oder einen Lungenkrauttee lässt sich mit wenigen Mitteln und der vollen Wirkungskraft einfach zubereiten. Vor jeder Mahlzeit sollen zwei Likörgläser des Weins, leicht angewärmt, getrunken werden.
Auch in der Wildkräuterküche kann etwas Lungenkraut mit seiner herben, leicht säuerlichen Note in Suppen und Salaten verwendet oder als Spinat gekocht werden.
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