Das Warnowtal bei Karnin
Eines der beiden großen Durchbruchstäler des Landes
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Biberdamm südlich des Großen Torfmoores bei Zaschendorf im Warnowtal bei Karnin - Foto: Anja Kureck
Die Flussufer der Warnow werden vor allem von Erlen-Eschen-Uferwald gesäumt, die Talhänge sind mit alten Buchenwäldern bestockt. Im Zentrum befinden sich Fichten- und Lärchenpflanzungen. Hier hat eine Naturverjüngung an einigen Stellen bereits eingesetzt.
Im Großen Torfmoor im Norden des Gebietes fand in den letzten Jahren die rasante Flächenausdehnung eines Armmoores statt, die im Anstauen eines Entwässerungsgrabens durch mindestens eine Biberfamilie begründet liegt.
FFH-Lebensraumtypen
Der Name des Gebietes entspricht dem gleichnamigen Natuschutzgebiet (NSG), in dem der Großteil der NABU-Flächen liegt. Diese liegen fast vollständig innerhalb des FFH-Gebietes „Warnowtal mit kleinen Zuflüssen“.
Mehr als ein Drittel (44 ha) der NABU-Flächen überschneiden sich direkt mit FFH-Lebensraumtypen. Der größte Teil hiervon entfällt auf die Erlenbruch-Wälder, die sich entlang der Warnow und teils weit ins Binnenland hinein erstrecken. Sie sind dem prioritären FFH-Lebensraumtyp 91E0* - „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“ zuzuordnen und wurden im Zuge der FFH-Managementplanung mit guten (B) und sehr guten (A) Erhaltungsgraden bewertet.
Einen weiteren großen Flächenanteil nimmt der prioritäre LRT 91D0* - „Moorwälder“ ein, der sich im Norden des Gebietes, im „Großen Torfmoor bei Zaschendorf“ findet. Er wurde mit einem guten Erhaltungsgrad (EHG B) bewertet. Südlich des Moorwaldes ist ein weitere großer Bereich dem FFH-LRT 9130 - „Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) zugeordnet, der ebenfalls einen guten Erhaltungsgrad (EHG B) aufweist.
Unter den Offenland-Lebensraumtypen dominiert mit einer Fläche von gut 6 ha der LRT 7140 - „Übergangs- und Schwingrasenmoore“. Hierbei handelt es sich um das „Mühlenmoor“ im Zentrum des Gebietes. Dies ist auch Heimat des Bibers. Er hat in den letzten Jahren durch seine Anstautätigkeit sowie durch das Fällen zahlreicher Moorbirken, die dem Moor viel Wasser entziehen, dafür gesorgt, dass der Zustand des Moores nun als gut (EHG B) bezeichnet werden kann.
Geschützte Biotope
45 Hektar der NABU-Flächen sind laut Kartierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern als geschützte Biotope ausgewiesen. Den größten Flächenanteil stellen mit 23 Hektar die Feuchtbiotope dar, unter anderem mit dem bereits beschriebenen Mühlenmoor und dem Großen Torfmoor bei Zaschendorf. Südwestlich des „Hofsees“ bei Kritzow findet sich im Überflutungsbereich der Warnow auf etwa sieben Hektar ein Feuchtbiotopkomplex aus Grauweiden-Gebüschen und Schilf-Röhrichten.
Einen weiteren Schwerpunkt unter den gesetzlich geschützten Biotopen bilden die Gehölzbiotope, die etwa 14 Hektar einnehmen. Hier sind unter anderem ein quelliger Erlen-Eschenwald und ein nasser Sumpfseggen-Erlenbruch östlich von Karnin sowie ein Erlen-Quellwald südwestlich von Kritzow, der auch als LRT 91E0* ausgewiesen ist.
Eine kleinflächige Besonderheit stellt ein Schafschwingel-Halbtrockenrasen dar, der nördlich in südexponierter Lage an das Mühlenmoor angrenzt. Dieser wird dankenswerterweise jährlich durch Mitarbeiter des Naturparks Sternberger Seenland gemäht. Daher kann sich hier eine hohe Artenvielfalt von Pflanzen halten, die an trockene, karge Standorte angepasst sind.
Schutzkonzept und Praxisempfehlungen
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Halbtrockenrasen nördlich des Mühlenmoores im Warnowtal bei Karnin - Foto: Anja Kureck
Die Buchen- sowie Erlen-Eschenwälder sollen weiterhin dem Prozessschutz unterliegen. Naturferne Fichten- und Lärchenbestände sollen zur Förderung einer natürlichen Laubwaldentwicklung sukzessive aufgelichtet werden. Nach Überführung in standortheimische, laubholzdominierte Bestände erfolgt kein weiteres aktives Management, und die Flächen können sich zu „Urwäldern von morgen“ entwickeln.
Der Halbtrockenrasen nördlich des Mühlenmoores soll weiterhin gepflegt werden, um die hohe Artenvielfalt dort zu erhalten.
Die Entwicklung des Armmoores im Großen Torfmoor hängt maßgeblich von der Aktivität des Bibers ab. Durch diese ist es wahrscheinlich, dass in Zukunft große Teile des Moorwaldes absterben und dem sich ausbreitenden Moorkörper weichen werden. Dies stellt eine natürliche Entwicklung dar, die der NABU begrüßt und mit großem Interesse verfolgt.
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In Mecklenburg-Vorpommern engagiert sich die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe in zahlreichen Schutzgebieten. Darunter sind das Peenetal, das Griever Holz oder der Anklamer Stadtbruch, eines der letzten großen Wildnisgebiete in Deutschland. Mehr →
Wer sich die Mühe macht, von der kleinen Ortschaft Kleefeld nahe Schwerin zwischen Cambs und Brüel eine staubige Schotterpiste mit anschließendem Hohlweg zu fahren, gelangt in das Naturschutzgebiet „Warnowtal bei Karnin“. Mehr →