Violette Schönheit in Samt und Seide
Die Gemeine Küchenschelle
Wodurch unterscheiden sich Kuh- und Küchenschelle? Gar nicht! Die Verkleinerungsform von Kuhschelle ist Küchenschelle, so genannt wegen ihrer glockenförmigen Blüten, die an den klingenden Halsschmuck der Kühe erinnern. Daraus wurde im Laufe der Zeit Küchenschelle. Die meisten von uns kennen die Gemeine Küchenschelle nur aus dem Garten.
Von Bienen geliebt
Sie ist ein giftiges Hahnenfußgewächs, wird im Blütenstand bis zu 15 Zentimeter, im Fruchtstand bis zu 40 Zentimeter hoch, ist mehrjährig und zum Schutz vor Verdunstung mit silbrig-seidigen Haaren bedeckt. Die Pflanze wächst auf sonnigen, trockenen Grasflächen und Hängen. Mit ihren tiefen Wurzeln dringt sie bis zu 1,50 Meter ins Erdreich ein und kann dadurch Wasserreserven nutzen, die andere Pflanzen nicht mehr erreichen. Die Pflanze blüht violett von März bis Mai und ist durch ihre zeitige Blühperiode eine hervorragend geeignete Bienennahrung. Auch Ameisen naschen gern vom süßen Nektar, können die Pflanze allerdings nicht bestäuben und gelten deshalb als Nektarräuber. Nach der Blüte bildet die Pflanze einen hübschen Samenstand, der aus vielen kleinen federschweifbesetzten Früchten besteht. Durch den Schweif können die Früchte bis zu 80 Meter weit fliegen, bohren sich dann mit ihrer Spitze in den Erdboden und sind durch ihre Behaarung vor dem Austrocknen geschützt.
Unsere Vorfahren fanden die hübsche Pflanze mit ihrem seidig glänzenden Fruchtstand unheimlich und nannten sie Teufelsbart. Die Brandenburger waren der Meinung, dass der Fruchtstand die Stelle markiert, wo der Jäger eine Hexe aus der Luft geschossen hat. Anderswo glaubte man, dass junge Gössel im Ei ersticken, wenn man die Kuhschelle ins Haus holt.
Der Lebensraum wird knapp
Die Gemeine Küchenschelle ist in Mecklenburg-Vorpommern vom Aussterben bedroht und durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Durch Nährstoffeinträge oder Aufgabe der extensiven Mahd oder Beweidung verliert sie immer mehr Lebensraum. Sie ist eine konkurrenzschwache Art und verschwindet, wenn sie von aufwachsenden Gehölzen oder Stauden überschattet wird. Vor allem in Norddeutschland ist die Küchenschelle seit der Wende stark zurückgegangen, da ein Großteil ihres Lebensraumes zur Sand- und Kiesgewinnung abgebaut wurde. In Deutschland ist sie fast nur noch im Mittelgebirge auf basenreichem Untergrund zu finden. Früher war die Gemeine Küchenschelle auf kalkreichen Magerrasen über ganz Europa und Nordasien verbreitet. In Mecklenburg-Vorpommern war sie einst eine Charakterpflanze der Lewitzdünen, bis auf wenige Exemplare sind heute alle verschwunden.
Vorsicht: Heilpflanze!
Sie wurde bereits von den Kelten als Heilkraut in Form von Tinkturen und Extrakten gegen Geschwüre, Flechten und Mittel gegen Quecksilbervergiftungen verwendet. Heutzutage findet die Küchenschelle in der Homöopathie Anwendung gegen Depressionen oder verschiedene Frauenleiden. Von Selbstanwendungen muss dringend abgeraten werden, da die Pflanze stark hautreizend wirkt und innerlich angewendet zu Erbrechen und Lähmungen des zentralen Nervensystems führt. Die homöopathisch aufbereiteten Pflanzen stammen alle aus dem Gartenbau und werden gegen Ende Mai gesammelt.
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