Fleischfresser im Moor
Der Rundblättrige Sonnentau
Ganz genau muss man hinsehen, wenn man den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) entdecken möchte. Nicht nur, weil er vergleichsweise klein ist, sondern auch, weil er nur auf ganz besonderen Standorten wächst. Der Sonnentau ist ein wahrer Überlebenskünstler, der sich an die extremen Standortbedingungen in Mooren und Heiden angepasst hat.
Klein aber oho
Beim Rundblättrigen Sonnentau handelt es sich um eine mehrjährige, krautige, etwa 5 bis 20 Zentimeter hohe, fleischfressende Pflanze. Die Blätter des Sonnentaus sind in einer bodenständigen Rosette angeordnet und sitzen auf kurzen Blattstielen. Das Besondere sind die rund 200 haarfeinen, rötlichen Tentakeln, die sich auf der Oberfläche der rundlichen Fangblätter befinden und ein klebriges Sekret ausscheiden. Der Blütenstand des Rundblättrigen Sonnentaus setzt sich aus bis zu 15 weißen, knapp einen Zentimeter großen Einzelblüten zusammen. Sie öffnen sich nur bei ausreichendem Sonnenschein. Seinen Namen hat der Sonnentau von den Sekrettröpfchen an den Blatträndern, die in der Sonne wie Tautropfen glitzern.
Tut einer Fliege was zu Leide...
Diese Sekrettröpfchen sind allein dazu da, um kleinen Insekten wie Fliegen und Mücken zum Verhängnis zu werden. Vom vermeintlichen Tautropfen angelockt wollen die Insekten dort ihren Durst stillen. Doch der Tautropfen entpuppt sich als klebriger Schleim, der das Opfer nicht mehr loslässt. Beim Versuch zu fliehen, kommt das Insekt mit immer mehr Tröpfchen in Berührung und wird so langsam durch die sich biegenden Fangarme in die Mitte gedrängt.
Anschließend krümmt sich das ganze Blatt ein, um die Beute mit den Verdauungsdrüsen in der Mitte des Blattes in Berührung zu bringen. Diese scheiden ein Sekret aus, das unserem Magensaft ähnelt. Es löst die Weichteile des Insektes, so dass die Pflanze die darin enthaltenen Nährstoffe, vor allem Stickstoff, aufnehmen und für ihr Wachstum verwenden kann. Dieser Verdauungsprozess dauert mehrere Tage. Am Schluss bleibt nur der Insektenpanzer übrig, der mit dem nächsten Windstoß davon geweht wird. Mit diesem Trick gelingt es der kleinen Pflanze, auf nährstoffarmen Standorten wie Hochmooren und Heiden zu gedeihen. Das, was der Boden an Nährstoffen nicht bieten kann, holt sich der Sonnentau aus der tierischen Nahrung.
Schon im 12. Jahrhundert wurde Sonnentau vom italienischen Arzt Matthaeus Platearius unter dem Namen "herba sole" als Heilkraut gegen Reizhusten beschrieben. Noch heute wird er aufgrund seiner entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung in der Homöopathie gegen Keuchhusten und Bronchitis verwendet. Allerdings greift man wegen seiner Gefährdung meist zu Zuchtkulturen des Sonnentaus. In den schottischen Highlands lieferte der Rundblättrige Sonnentau früher den Farbstoff für die Farbe Purpur.
Lebensraumverlust
Durch Entwässerung und Torfabbau sind die geeigneten Lebensräume für den Sonnentau nur noch in Resten vorhanden. Immerhin konnte mit dem gesetzlichen Schutz der Moore sowie mit verschiedenen Renaturierungsmaßnahmen der Rückgang der Art gebremst werden. Aber dennoch sind alle Sonnentauarten weiterhin stark gefährdet. In Mecklenburg-Vorpommern steht der Rundblättrige Sonnentau auf der Roten Liste in der Kategorie 3 und gilt somit als gefährdet. Deutschlandweit ist er durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
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Die verschiedenen Moortypen stellen mit ihren extremen Lebensbedingungen hohe Ansprüche an die Anpassungsfähigkeit ihrer Bewohner. In den vergangenen Jahrtausenden hat sich daher eine einzigartige Biozönose in und auf den Mooren entwickelt. Mehr →