Die schöne Unbekannte
Das Ostsee-Knabenkraut in Mecklenburg-Vorpommern
Die bemerkenswerte Pflanze liebt kalkreiches Grünland und Sumpfwiesen und ist an offenen, sonnigen Standorten oder im Halbschatten zu finden. Fundort in Mecklenburg-Vorpommern ist die Talmoorlandschaft im Peenetal. Die Blüten der majestätischen Schönheit sind traubig angeordnet und stehen dicht beieinander. Die Lippe der Blüte ist dabei bis zu 8 mal 11 mm groß. „Sichelblättriges Knabenkraut“ wird die Pflanze im Volksmund genannt, da die schwach gefleckten Blätter sichelförmig sind. Das Ostsee-Knabenkraut hat wie alle Knabenkräuter Wurzelknollen als Überdauerungsorgane. Jährlich wird eine neue Knolle gebildet. Diese überdauert den Winter, während die Alte abstirbt.
Das Ostsee-Knabenkraut ist ein Vertreter der Familie der Orchideengewächse. Orchideen haben sich schon frühzeitig entwickelt. Nach der Methode der „molekularen Uhr“ wird der Ursprung der Orchideen auf mindestens 100 Millionen Jahre datiert. Bereits im Tertiär fand eine große Zunahme der Artenvielfalt der Orchideen statt. Heute findet man Orchideen in den verschiedensten Formen und Farben auf der ganzen Welt. Von den Tropen bis nach Lappland und an den Rand der Wüsten haben sie sich Lebensräume erschlossen. Die meisten Dactylorhiza-Arten, zu denen auch das Ostsee-Knabenkraut gehört, sind im Europa der gemäßigten Klimazone verbreitet.
Heilkraut und Glücksbringer
Die Knollen eben jener Arten wurden früher in der Kinderheilkunde bei Reizerscheinungen des Magen-Darmtraktes angewandt. Heutzutage werden Orchideen nicht mehr als Heilkräuter verwendet. Es gibt inzwischen effektivere Wirkstoffe. Zudem stehen alle Dactylorhiza-Arten unter strengstem Naturschutz. Aber nicht nur in der Geschichte der Medizin, auch im Aberglauben sind Knabenkräuter oder „Kuckucksblumen“, wie sie auch genannt werden, zu finden. So galten die am Johannistag ausgegrabenen Knollen, die „Johannishändchen“, als Glücksbringer.
Da Orchideen auf winzige im Boden lebende Pilze angewiesen sind, können sie nicht überall gedeihen. Sie stellen hohe Ansprüche an ihren Standort. Das Ostsee-Knabenkraut ist ein Beispiel für die in Flusstalmooren stark zurückgegangenen Arten. Der Schutz des Ostsee-Knabenkrautes soll zum Erhalt der Formen- und Farbenvielfalt der heimischen Orchideen beitragen. Das muss gelingen, damit auch kommende Generationen die „Königin der Blumen“ in Mecklenburg-Vorpommern bewundern können.
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