Der Gelbe Frauenschuh
Lässt nicht nur Frauenherzen höher schlagen
Haben Sie schon einmal im Internet den Begriff Frauenschuh in die Suchmaschine eingegeben? Die Informationen, die man erhält, gehen in zwei ganz unterschiedliche Richtungen. In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um die Fußbekleidung gehen, die so manche Dame zu Shopping-Exzessen verleitet. Nein, hier ist eine Pflanze gemeint. Und zwar eine ganz besondere – eine Orchidee nämlich, die wegen ihrer Besonderheit vom Arbeitskreis Heimische Orchideen zur Orchidee des Jahres 2010 gewählt wurde.
Seltene Schönheit
Der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) gilt als die wohl spektakulärste unter unseren heimischen Orchideen. Sie wächst in lichten Wäldern am liebsten auf kalkhaltigen Böden. Damit erklärt sich auch ihr Hauptverbreitungsgebiet, welches in Deutschland im Mittelgebirgsraum liegt. Aber auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern ist die Art, wenn auch mit wenigen Exemplaren, zu bewundern. Sie blüht im Mai und Juni und erreicht dabei eine Höhe von bis zu 60 Zentimetern. Beeindruckend an dieser Pflanze ist ihre große pantoffelförmige gelb und rot gefärbte Blüte. Bis zu 8 Zentimeter groß kann so ein Pantoffel werden und gehört damit zu den größten Blüten, die bei unseren heimischen Blühpflanzen vorkommen.
Verführerische Insektenfalle
Dabei stellen die pantoffelförmigen Blüten für Insekten eine ähnliche Versuchung dar wie ein schöner Schuh für eine Frau. Der Vorderteil der Blüte dient nämlich als Kesselfalle, die Insekten, insbesondere Erdbienen, ins Innere lockt. Ein dünner Ölfilm an den Rändern sorgt dafür, dass die angelockten Insekten kaum Halt finden und ins Schuh-Innere abgleiten. Im Kessel bietet die Pflanze den unfreiwilligen Gästen eiweiß- und zuckerhaltige Futterhaare, die sie abweiden. Der einzige Weg aus der Falle führt an der Blütennarbe vorbei zu einer fensterartig durchsichtigen Wand, die eine Öffnung vortäuscht. Auf diese Weise wird zuerst die Narbe und dann zumindest eine der beiden klebrigen Pollenmassen berührt. Dabei wird ihnen etwas der klebrigen Pollenmasse auf den Rücken geheftet. Fällt nun dieses Insekt wieder in eine Kesselfalle einer anderen Frauenschuhblüte, so streift es die Pollen an der Narbe der Blüte beim erneuten Hinaufklettern ab - die Blüte ist bestäubt. Ein genialer Mechanismus. Dabei ist der Frauenschuh keine fleischfressende Pflanze, denn das Fangen der Insekten dient lediglich dem Zweck der Bestäubung.
Von Pilzen ernährt
Bemerkenswert beim Frauenschuh ist auch seine vergleichsweise lange Entwicklungszeit bis zur ausgewachsenen Pflanze. Denn erst im vierten Jahr wird das erste grüne Blatt gebildet. Dies schafft der Frauenschuh, indem er sich die ersten Jahre ausschließlich über einen Wurzelpilz, mit dem er in Symbiose lebt, ernährt. Danach erfolgt die Versorgung der Pflanze dann über den komplexen Vorgang der Photosynthese, bei dem Sonnenlicht in Zucker umgewandelt und der Zucker dann für verschiedene Stoffwechselprozesse weiterverwertet wird.
In MV eine Rarität
Bei uns in Mecklenburg-Vorpommern gilt der Frauenschuh als extrem selten. Aufgrund der fehlenden kalkhaltigen Standorte kommt die Pflanze von jeher nur selten bei uns vor. Dies führt dazu, dass schon eine lokale Störung das Aussterben des Frauenschuhs zur Folge haben kann.
Als Pflanze mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum ist der Frauenschuh europaweit geschützt. In der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union wird er in der Liste der sogenannten prioritären Arten aufgeführt, für welche besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Während in der Vergangenheit das Ausgraben der Pflanzen durch Sammler und Händler ein wesentlicher Gefährdungsfaktor war, leidet der Frauenschuh heute vor allem an Verschattung durch immer dichter werdende Wälder.
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War die Pflanze in der Vergangenheit in erster Linie durch Sammler gefährdet, leidet der Frauenschuh heute vor allem an der Aufgabe traditioneller Waldnutzungsformen und immer dichter werdenden Wäldern. Mehr →