Verkannter Schatz im Garten
Die Große Brennessel
Wie kaum eine andere Pflanze ist die Große Brennnessel (Urtica dioica) immer in unserer Nähe und somit ein fast alltäglicher Anblick. Ob an Wegrändern oder Wiesen, in Gärten und Parkanlagen oder vor alten Gemäuern – diese stickstoffanzeigende Pflanze wächst überall dort, wo es nährstoffreiche Böden gibt. Wohl jeder kennt die Brennnessel und erinnert sich sofort an unangenehme Begegnungen mit dieser Pflanze. An ihre stechende Gegenwehr beim Unkrautjäten und an die Quaddeln auf der Haut, wenn man mit den Blättern in Berührung gekommen ist. Ihre Brennhaare gaben dieser Pflanze ihren Namen. Sie befinden sich am Stängel und an der Ober- und Unterseite der Blätter. Die Brennhaare sind mehrere Millimeter lang und daher auch gut mit bloßem Auge erkennbar.
Was aber nur unter dem Mikroskop zu sehen ist: Das Brennnesselhaar ist hohl und besitzt ein glassprödes Köpfchen, das bei der leisesten Berührung an einer bestimmten Stelle abbricht. So kann das Haar – vergleichbar mit einer Spritze – in die Haut eindringen und seinen flüssigen Inhalt abgeben. Der Brennnesselsaft führt dann zu den juckenden Quaddeln auf der Haut. Durch ihre Brennhaare schützt sich die Pflanze aber vor größeren Fressfeinden. Nur kleinere Tiere können sich, ohne verletzt zu werden, von ihren Blättern ernähren. Daher sollte man die Brennnessel als nützliche Gartenpflanze sowie als Heilpflanze nicht verkennen.
Die Brennnessel als Lebensraum
Besonders wichtig ist die Brennnessel als Futterpflanze für Raupen. Es gibt Schmetterlingsarten, wie die bekannten Tagfalterarten Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral und Landkärtchen, deren Raupen sich ausschließlich von Brennnesseln ernähren. Diese Nesselfalter-Raupen bevorzugen aber unterschiedliche klimatische Verhältnisse und sind somit nie alle gleichzeitig anzutreffen. Immer wieder entdeckt man Blätter, die zu Tüten aufgerollt sind. Verursacher sind ältere Raupen des Admirals, welche ein Blatt mit Fäden zu einer Tüte zusammen wickeln, in deren Schutz sie tagsüber ruhen.
Aber auch Nesselzünsler, Kugelspinnen und Ohrwürmer nutzen die Blätter als Versteck. Verschiedenen Schneckenarten dient die Pflanze als Ruheplatz oder sie suchen den feuchten Schatten am Boden auf. Für Marienkäferarten und viele andere Käfer dient die Brennnessel als Ort für die Jagd nach kleineren Insekten. Der Pflanzensaft ist ebenfalls Nahrung für Schaumzikaden und Wanzen sowie deren Nachwuchs.
Die heilende Wirkung
In der Naturheilkunde verwendet man die Blätter und die Wurzeln. Sie wirken heilend auf die Harnwege und die Atemorgane, bei Magen- und Darmkatarrhen, zur Blutreinigung, gegen Hautunreinheiten und auch bei rheumatischen Beschwerden. In der Brennnessel ist viel Provitamin A enthalten, viele Mineralsalze und auch Eisen. Die Pflanze beinhaltet fast doppelt so viel Eisen wie Spinat. Brennnesseltee wirkt vorbeugend gegen Harnsteine und aktiviert den Kreislauf. Täglich drei bis vier frisch zubereitete Tassen trinken, pro Tasse zwei bis drei Teelöffel des feingeschnittenen Krautes mit kochendem Wasser übergießen und fünf Minuten ziehen lassen.
Gut gegen Blattläuse
Mit einem simplen Hausmittel, können Sie Blattläusen zu Leibe rücken. Dazu benötigen Sie Brennnesselsud. Auf ein Liter kochendes Wasser gibt man drei Esslöffel des Krautes und lässt dies 24 Stunden ziehen. Der abgekühlte Sud wird nun abgeseiht und in eine Sprühflasche umgefüllt. Wenn Sie die befallene Pflanze nun mit dem Brennnesselsud einsprühen, ist das Problem einen Tag später beseitigt.
Und noch ein Tipp: Gegen den Juckreiz nach einer Brennesselberührung helfen Breit- und Spitzwegerich. Einfach ein Wegerichblatt (diese sind meist auch in der Nähe von Brennnesseln zu finden) anreißen oder leicht quetschen und dann über die Brennnesselstiche reiben. Schon nach 30 Sekunden ist der Juckreiz meist verschwunden.
Kartoffelgratin mit Brennnessel
Ein Pfund Kartoffeln, mehlig-kochend, gut abbürsten und in feine Scheiben schneiden. 100 Gramm junge Brennnesselblätter putzen, waschen, trockenschleudern und grob schneiden. Miteinander vermengen und in eine Auflaufform geben. 150 Milliliter Vollmilch, 120 Milliliter Sahne, eine gewürfelte Zwiebel und eine bis zwei fein geschnittene Knoblauchzehen aufkochen, mit Salz, Muskat und Pfeffer kräftig abschmecken und heiß über die Kartoffeln gießen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Celsius 30 bis 35 Minuten backen. 15 Minuten vor Ende der Garzeit 80 Gramm geriebenen Bergkäse darüberstreuen.